Arten von Trauma
Auf dieser Seite erhältst Du einen Überblick über die wichtigsten Arten von Trauma. Es finden die Arten Erläuterung, von denen die meisten Menschen betroffen sind und mit denen sich diese Website auseinandersetzt. Es gibt durchaus weitere Kategorisierungen verschiedener Autoren, weshalb der Text keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Wie können Trauma-Arten ermittelt werden?
Grundsätzlich lassen sich Traumatisierungen dahingehend unterscheiden, ob sie durch einmalige und plötzliche Ereignisse oder durch fortdauernde oder sich wiederholende Ereignisse ausgelöst werden. Des Weiteren werden Traumata, die ohne menschliches Zutun geschehen, von denen unterschieden, die von Menschen zugefügt werden. Auch die Art der Wahrnehmung kann in die Kategorisierung mit einfließen. So gibt es Traumata, die bewusst erlebt werden und solche, die sich unbewusst in das System eines Menschen einschleichen. Aus diesen Ansätzen können folgende Trauma-Arten abgeleitet werden:
- Schocktrauma
- Entwicklungstrauma
- Generationsübergreifendes Trauma
- Sekundärtrauma
Erläuterung der Trauma-Arten
1. Schocktrauma
Trotz des steigenden gesellschaftlichen Interesses am Thema Trauma glauben viele Menschen noch immer, Trauma und seine Folgen seien ausschließlich auf gravierende, einmalige Ereignisse zurückzuführen. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch nur um eine Art von Trauma, nämlich das Schocktrauma, welches nach außergewöhnlichen Bedrohungssituationen wie Krieg, Naturkatastrophen oder Unfällen auftreten kann. Betroffene entwickeln nach derartigen Erfahrungen häufig eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), die durch folgende Merkmale gekennzeichnet ist: unwillkürliches Erinnern und Wiedererleben der belastenden Situation (Flashbacks), Vermeidung und Verdrängung des Geschehens, Nervosität, Angst, Reizbarkeit, Aggressivität oder Taubheit der Gefühle sowie Interessensverlust.
2. Entwicklungstrauma
Weniger bekannt ist das Entwicklungstrauma, wozu auch das Bindungstrauma gehört. Zu diesen Trauma-Arten kommt es nicht durch ein einmaliges Ereignis, sondern vielmehr durch wiederholte Erfahrungen im Entwicklungsprozess eines Menschen. Sie haben ihren Ursprung in unserer Kindheit und stehen zumeist in Zusammenhang mit den Bezugspersonen jener Zeit
Eine gestörte Bindung beeinträchtigt ebenso wie frühe Entwicklungs- und Schocktraumen unsere gesunde Selbstregulierung. Sie bewirkt, dass wir uns von uns selbst und anderen abschneiden, verzerrt die eigene Identität und untergräbt das Selbstwertgefühl.
Es wird behauptet, dass wir als Kinder alle mehr oder weniger traumatisiert wurden. Dies liegt erstens an einer über Generationen hinweg traumatisierten Gesellschaft und zweitens daran, dass Säuglinge und Kinder unseren Bezugspersonen und deren Interpretation von Fürsorge vollkommen ausgeliefert sind.
Mögliche Gründe für Entwicklungs- und Bindungstraumata sind unter anderem eigene unverarbeitete Ängste und Traumatisierungen der Eltern, Ablehnung des Kindes vor oder nach der Geburt, Komplikationen bei der Geburt, mangelnde Zuwendung der Mutter durch Blickkontakt, Berührung und Gestilltwerden, emotionale Nichtverfügbarkeit der Bezugspersonen, Ignoranz der individuellen Bedürfnisse des Kindes, Vereinnahmung des Kindes durch Bezugspersonen, Drogen- und Alkoholkonsum durch Bezugspersonen, häusliche Gewalt, Misshandlung oder sexueller Missbrauch sowie Vernachlässigung des Kindswohls.
Stellst Du Dir manchmal die Frage, ob Du womöglich selbst ein Bindungs- oder Entwicklungstrauma hast? In meinem Beitrag „Habe ich ein Trauma?“ versuche ich Licht ins Dunkel zu bringen, indem ich Merkmale aufzeige, die auf Traumatisierungen hindeuten können:
3. Generationsübergreifendes Trauma
Aus der Epigenetik wissen wir, dass Traumata von Generation zu Generation weitergegeben werden können. Besonders in den Nachkriegsgenerationen treten Traumata deshalb sehr häufig auf.
Waren unsere Großeltern in Kriegszeiten, Gewalt, Obdachlosigkeit und Hungersnot ausgesetzt, war dieser lebensbedrohliche Zustand nicht zu bewältigen. Durch das Empfinden von Ohnmacht und Ausgeliefertsein kam es zu einer Übererregung des Nervensystems und einer psychischen Spaltung. Zahlreiche Bewältigungsmechanismen mussten zum Tragen kommen, die, solange dieses Trauma nicht aufgearbeitet wurde, an die nachfolgenden Generationen weitergegeben werden.
4. Sekundärtrauma
Von Sekundärtrauma ist die Rede, wenn ein Mensch Zeuge von traumatisierenden Ereignissen wird. Obwohl wir nicht direkt betroffen sind, kann das Beobachten traumatisierender Ereignisse Traumafolgen nach sich ziehen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn RettungssanitäterInnen Zeugen von schrecklichen Unfällen werden oder wenn wir in einem Elternhaus aufwachsen, in der ein Familienmitglied vor unseren Augen misshandelt und missbraucht wird.
Wird ein Kind selbst sexuell missbraucht, kommt es zu einem sexuellen Trauma, welches sich je nach Häufigkeit und Schwere dem Schock- und/oder Entwicklungstrauma zuordnen lässt. Weil die Heilung von sexuellen Traumata auf meiner Seite ein Schwerpunktthema ist, habe ich diese Art von Trauma auf der entsprechenden Informationsseite näher erläutert.
Quellenverweise:
Charf, Dami (2021): Trauma Kategorien: Welche Arten von Trauma gibt es? Abgerufen am 19.04.2021, von https://traumaheilung.de/trauma-kategorien/
Heller, Laurence (2013): Entwicklungstrauma heilen: Alte Überlebensstrategien lösen – Selbstregulierung und Beziehungsfähigkeit stärken – Das Neuroaffektive Beziehungsmodell zur Traumaheilung NARM, 7. Edition, München
Klein, Gopal Norbert (2019): Innere Landkarte – Wie Trauma sich im persönlichen Erleben auswirken kann. Abgerufen am 26.02.21, von https://www.traumaheilung.net/texte/innere-landkarte/
Ruppert, Franz (2019): Liebe, Lust und Trauma: Auf dem Weg zur gesunden sexuellen Identität, 1. Aufl., München
Ruppert, Franz (2019): Wer bin ich in einer traumatisierten Gesellschaft?: Wie Täter-Opfer-Dynamiken unser Leben bestimmen und wie wir uns daraus befreien, Stuttgart
Schmidt, Tanja (2003): Sexueller Missbrauch in der Kindheit – Auswirkungen im Erwachsenenalter. Abgerufen am 18.03.2021, von https://www.yumpu.com/de/document/read/8607781/sexueller-missbrauch-in-der-kindheit-auswirkungen-im-