Sexueller Missbrauch

Sexualität nach Missbrauch und Heilung - Ganzwerdung

Sexualität nach Missbrauch – Und wie Heilung gelingen kann

Sexualität kann das Schönste sein, was wir erleben können – sie ist pure Lebensenergie, Verbindung und Lebendigkeit. Doch wenn Du, wie ich in Deiner Kindheit sexualisierte Gewalt erfahren hast, kann sie mit schmerzhaften Gefühlen oder körperlichen Beschwerden einhergehen. Die Sexualität nach Missbrauch wird oft tief im verborgenen beeinflusst. Die Folgen zeigen sich in unserer Beziehung zum eigenen Körper, unserem sexuellen Empfinden und unserer Intimität mit anderen.
Womöglich vermeidest Du Nähe oder erträgst sie nur mit innerer Anspannung. Oder Du sehnst Dich nach erfülltem Sex, fühlst Dich dabei aber gleichzeitig wie abgeschnitten. Vielleicht spürst Du, dass „etwas nicht stimmt“, kannst es aber nicht genau benennen.

Dieser Beitrag will Dir helfen, Zusammenhänge zu erkennen – liebevoll und ohne Druck. Ich teile mit Dir, wie die sexuellen Folgen nach Missbrauch aussehen können und wie Heilung möglich werden kann. 

Wie Missbrauch die Sexualität beeinflussen kann

Unsere Sexualität ist nichts rein Körperliches. Sie ist zutiefst verbunden mit unseren Erfahrungen, unserer Identität, unseren Gefühlen und Beziehungen. Sexualität entwickelt sich nicht einfach „von selbst“ – sie wird geprägt. Von Vorbildern, Beziehungen, Berührungen, von unserer Kultur, unseren Erlebnissen. Und leider auch von Übergriffen, Grenzverletzungen und Missbrauch.

Wenn Du in Deiner Kindheit sexualisierte Gewalt erlebt hast, dann ist es möglich, dass diese Erfahrungen sich tief in Deine Sexualität eingeschrieben haben – auch wenn Du sie vielleicht jahrelang verdrängt oder gar vergessen hast. Solche Prägungen verankern sich meist auf körperlicher und emotionaler Ebene und bleiben häufig unbewusst. 

Die Auswirkungen von Missbrauch wirken deshalb oft unterschwellig – und gleichzeitig sehr machtvoll. Sie können Deine Lust, Deinen Körper, Deine Beziehungen, Dein Erleben von Nähe und Intimität beeinflussen. Manche dieser Spuren sind deutlich spürbar, andere zeigen sich erst in bestimmten Situationen: im Bett, in Beziehungen oder in der Begegnung mit Deinem eigenen Körper.

Ich halte es für wichtig, offen darüber zu sprechen. Nicht, um in der Vergangenheit zu verharren – sondern um zu verstehen, was da wirkt und, dass wir damit nicht alleine sind. Um zu erkennen, dass Du nicht „komisch“ oder „kaputt“ bist, sondern dass viele Deiner Empfindungen, Reaktionen und Muster Sinn ergeben, wenn man ihre Wurzeln kennt. Und vor allem: um wieder handlungsfähig zu werden. Um Dich selbst liebevoller zu verstehen – und um Dir Deine Sexualität Stück für Stück zurückzuerobern.

Sexueller Missbrauch - Schritte zur Heilung

Sexueller Missbrauch in der Kindheit – Schritte der Heilung

In diesem Beitrag stelle ich Dir vier bedeutsame Schritte vor, die Dich dabei unterstützen können, Deine Heilung nach Missbrauch in der Kindheit aktiv zu gestalten und wieder mehr Selbstbestimmung in Dein Leben zu bringen.

Körperliche Folgen nach Missbrauch

Die Spuren von sexualisierte Gewalt in der Kindheit sind meist irgendwann nicht mehr sichtbar, aber auf körperlicher Ebene trotzdem vorhanden. Selbst wenn die Erinnerungen an das Erlebte verblasst oder ganz abgespalten sind, speichert der Körper die Erfahrungen. Er erinnert sich – manchmal in Form von Schmerzen, manchmal durch Taubheit oder durch scheinbar unerklärliche Reaktionen auf Berührung und Nähe.

Physische Schmerzen und Beschwerdebilder

Viele Betroffene leiden zum Beispiel unter chronischen Beschwerden, für die sich keine eindeutige medizinische Ursache finden lässt – oder bei denen schulmedizinisch keine Verbindung zu seelischen Traumata hergestellt wird. Häufig betroffen sind:

  • Wiederkehrende Blasenentzündungen
  • Menstruationsbeschwerden, starke Schmerzen oder unregelmäßige Zyklen
  • Endometriose, die nicht selten mit seelischen Traumata in Verbindung gebracht wird
  • Schmerzen beim Sex (z. B. Vaginismus, Vulvodynie, Penetrationsschmerz)
  • Beckenbodenverspannungen, Rückenschmerzen oder ein dauerhaft angespannter Unterleib
  • Verdauungsprobleme, Reizdarm oder Übelkeit in Verbindung mit Nähe

Dies sind nur einige Symptome, die Signale des Körpers darstellen, der das Geschehene auf seine Weise verarbeitet oder nach Aufmerksamkeit ruft. Oft sprechen sie eine Sprache, die unser Verstand nicht mehr erinnert, aber die Zellen umso deutlicher.

Körperliche Taubheit und Dissoziation

Ein Schutzmechanismus, der sich häufig schon in der Kindheit entwickelt, ist die Dissoziation – das Abspalten vom Körper, um seelisch zu überleben. Als Erwachsene erleben viele Betroffene dann eine Art körperliche Taubheit: Sie spüren wenig bis gar nichts bei Berührungen, fühlen sich „wie weggetreten“ oder innerlich leer.

Diese Taubheit betrifft nicht immer den ganzen Körper. Oft sind es bestimmte Körperbereiche, wie der Schoßraum, die Brüste, der Bauch oder auch der Mund, die besonders stark von der Abspaltung betroffen sind. Körperliche Nähe oder sexuelle Berührung wird dann nicht als angenehm oder lustvoll erlebt, sondern als unklar, überfordernd oder gar bedrohlich.

Taubheit ist kein Zeichen von „Kälte“ oder „Unfähigkeit“, sondern ein Ausdruck des Körpers, der gelernt hat, sich auf diese Weise selbst zu schützen.

Körperliche Erinnerungen und Flashbacks

Manchmal meldet sich der Körper auch durch plötzliche Reaktionen, die scheinbar aus dem Nichts auftauchen: Zittern, Erstarren, Atemnot, Übelkeit, ein Engegefühl im Hals oder Brustbereich – oder eine unerklärliche Panik in bestimmten Situationen. Auch Gerüche, Stimmen, Berührungen oder bestimmte Körperhaltungen können sogenannte körperliche Flashbacks auslösen – Erinnerungen, die nicht im Kopf, sondern im Körper gespeichert sind.

Sexualität nach Missbrauch - Ganzwerdung

Verwirrend und oft sehr beschämend ist es, wenn in bestimmten Momenten sexuelle Erregung auftritt, obwohl keinerlei bewusste Lust da ist. Das kann zum Beispiel passieren bei:

  • Gewalt- oder Vergewaltigungsszenen in Filmen
  • bestimmten Stimmen, Gerüchen oder Berührungsarten
  • dominanten oder übergriffigen Verhaltensweisen im Alltag
  • medizinischen Untersuchungen (z. B. gynäkologischen Eingriffen)
  • Berührung bestimmter Körperstellen – selbst in einem sicheren Kontext

Solche Reaktionen fühlen sich für viele Betroffene „falsch“ oder verstörend an. Sie fragen sich, ob mit ihnen etwas nicht stimmt. Doch auch hier gilt: Der Körper hat in der Vergangenheit gelernt, auf bestimmte Reize mit Erregung zu reagieren – als Überlebensstrategie. Es ist eine Form von konditionierter Reaktion, nicht von tatsächlicher Lust.

Das Nervensystem unterscheidet dabei nicht zwischen dem Damals und dem Heute. Erst durch Bewusstwerdung, Achtsamkeit und traumasensible Körperarbeit kann diese Verknüpfung nach und nach gelöst und neu verankert werden – sodass Du Deinen Körper wieder als sicheren und verbündeten Ort erleben kannst.

Emotionale Folgen nach Missbrauch

Die tiefen emotionalen Auswirkungen von Missbrauch auf die Sexualität werden häufig erst im höheren Lebensalter sichtbar. Viele Betroffene funktionieren nach außen lange gut – aber innerlich tragen sie eine kaum greifbare Schwere, ein diffuses Gefühl von Angst, Wut Scham oder Ekel, Schwierigkeiten mit Nähe oder ein tiefes Misstrauen sich selbst und anderen gegenüber. Diese emotionalen Spuren sind nicht weniger real als körperliche Narben – sie wirken im Innersten und beeinflussen das Selbstbild, Beziehungen und natürlich auch die Sexualität.

Verletzter Selbstwert

Wer in der Kindheit Missbrauch erlebt hat, wurde oft auf seinen Körper und seine Sexualität reduziert – statt als Mensch mit Gefühlen, Bedürfnissen und Würde gesehen zu werden. Diese Reduktion kann sich tief ins Selbstbild einprägen: Viele Betroffene entwickeln die Überzeugung, nur durch ein „schönes“ oder „begehrenswertes“ Aussehen etwas wert zu sein.
Das kann sich äußern in einem starken Bedürfnis, attraktiv zu wirken, gleichzeitig aber in Unsicherheit, Ablehnung oder Scham gegenüber dem eigenen Körper. Dahinter steckt oft der verzweifelte Versuch, auf einer Ebene Kontrolle zurückzugewinnen, auf der einst jede Selbstbestimmung verloren ging.

Gefühle von Angst, Wut, Scham und Ekel

Angst ist eine der häufigsten emotionalen Reaktionen nach Missbrauch. Sie kann sich auf Nähe, Intimität oder das „sich zeigen“ beziehen – aber auch auf das Empfinden von Lust. Oft taucht sie genau dann auf, wenn eigentlich Verbindung entstehen könnte. Das Nervensystem reagiert dabei nicht auf die aktuelle Situation, sondern auf tief eingegrabene Erinnerungen an Unsicherheit oder Bedrohung.

Wut ist ebenso zentral – auch wenn sie lange unterdrückt oder gar nicht erst wahrgenommen wurde. Sie kann sich gegen die Täter*innen richten, aber auch gegen sich selbst: für das sich nicht wehren, das Schweigen, das Spüren oder Nichtspüren. Häufig projiziert sich diese Wut auch auf die Partnerin oder den Partner – obwohl sie eigentlich den ursprünglichen Täter meint. Diese Dynamik kann belastend sein, wenn sie nicht erkannt und liebevoll benannt wird. Wut zeigt sich manchmal auch als innere Härte, Ablehnung oder Rückzug – oder verlagert sich ins Körperliche, wenn sie keinen Raum bekommt.

Ekel ist ein Gefühl, das selten offen ausgesprochen wird, aber tief wirken kann. Er kann sich in körpernahen Situationen zeigen – z. B. bei bestimmten Gerüchen, Geräuschen, Körperflüssigkeiten oder optischen Reizen. Auch scheinbar harmlose Auslöser wie bestimmte Lebensmittel können intensive Abwehr hervorrufen. Ekel ist oft Ausdruck eines inneren Schutzmechanismus, der sich in überflutenden Momenten von Grenzverletzung gebildet hat – eine Reaktion des Körpers, um sich abzugrenzen.

Scham schließlich ist häufig das Gefühl, das sich über alles legt – leise, aber durchdringend. Über den Körper, die Sexualität, die Bedürfnisse. Es ist oft eine übernommene Scham, nicht die eigene – entstanden aus der Erfahrung, benutzt, entwertet oder übergangen worden zu sein. Diese Scham verhindert oft, sich ganz zu zeigen, und nährt die Angst, „falsch“ oder „zu viel“ zu sein.

Schuldgefühle als Reaktion auf Lust

Viele Betroffene erleben sexuelle Lust als widersprüchlich oder sogar bedrohlich. Einerseits ist die Sehnsucht nach Nähe, Verbindung und Ekstase da – andererseits taucht mit der Erregung oft ein Gefühl von Schuld, Scham oder innerem Rückzug auf.
Sexuelle Lust wurde in der Vergangenheit vielleicht mit Überforderung, Verwirrung oder sogar „Bestrafung“ verknüpft – und so schaltet sich heute das Nervensystem in genau diesen Modus zurück, sobald Erregung entsteht. Lust wird dann nicht als freudvoll, sondern als gefährlich erlebt.

Besonders schwer wiegt es, wenn der eigene Körper während des Missbrauchs mit sexueller Erregung reagiert hat. Viele Betroffene empfinden genau das als unerträglich – als etwas, das sie „mitschuldig“ macht. Dabei ist diese körperliche Reaktion rein reflexhaft. Nur weil der Körper reagiert hat, heißt das nicht, dass man einverstanden war. Und doch bleibt genau das oft als tief sitzendes Trauma zurück: die Frage „Habe ich es gewollt?“, „War es meine Schuld?“

Diese inneren Zweifel gehören zu den größten Hürden auf dem Heilungsweg – denn sie greifen den Selbstwert an der empfindlichsten Stelle an. Der Weg heraus führt über Wissen, Mitgefühl und das Wiederlernen von Körpervertrauen. Dein Körper hat nichts falsch gemacht. Und Du schon gar nicht.

Sexuelle Folgen nach Missbrauch - Ganzwerdung

Die Täter-Opfer-Umkehr spielt hier auch häufig eine Rolle: Viele Betroffene glauben insgeheim, „mitgemacht“ zu haben – besonders, wenn der Körper erregt reagiert hat. Doch nochmal: Sexuelle Reaktionen sind keine Zustimmung! Sie sind automatische Reaktionen des Körpers auf Reize, und sie dürfen nicht mit dem eigenen Wollen verwechselt werden.

Übersexualisierung als Überlebensstrategie

Manche Betroffene entwickeln auch ein stark sexualisiertes Verhalten – nicht aus freier Lust, sondern unbewusst als Strategie, um sich selbst zu regulieren, Nähe zu kontrollieren oder emotionales Chaos zu überdecken. Sex kann dann zur Bühne werden, auf der Macht, Kontrolle oder scheinbare Selbstbestimmung inszeniert werden – während darunter oft ein tiefer Schmerz liegt.

Aber auch diese Muster sind nicht „falsch“ oder „übertrieben“ – sie sind Ausdruck eines verletzen Systems, das gelernt hat, auf ihre ganz eigene Weise mit dem Unfassbaren umzugehen. Auch sie verdienen Mitgefühl und ein neugieriges Hinsehen – ganz ohne Urteil.

Sexualität nach Missbrauch und die Folgen in Beziehungen

Viele Menschen, die in der Kindheit sexualisierte Gewalt erfahren haben, erleben im Erwachsenenalter eine schmerzhafte Spaltung: Liebe und Sexualität fühlen sich an wie zwei getrennte Welten.

Während sie sich in einer liebevollen, sicheren Beziehung oft sexuell blockiert oder abwesend fühlen, taucht sexuelle Erregung manchmal in Kontexten auf, die wenig mit Nähe oder Vertrauen zu tun haben – zum Beispiel bei distanzierten, abwertenden oder sogar übergriffigen Personen.

Diese paradoxe Erfahrung ist kein Zeichen von Beziehungsunfähigkeit, sondern eine Folge früher Prägungen: Das Nervensystem hat durch den Missbrauch gelernt, Sexualität mit Gefahr, Spannung oder emotionaler Abwesenheit zu verknüpfen – und nicht mit echter, liebevoller Verbindung.

Bindungssicherheit und sexuelle Abwehr

In einer Beziehung, die von echter Nähe, Fürsorglichkeit und Vertrauen geprägt ist, wird oft ein tieferliegender Schutzmechanismus aktiviert: Das Nervensystem erinnert sich an die Bedrohung, die mit Nähe einst verbunden war. Die Folge kann emotionale Taubheit, Rückzug oder sexuelle Abwehr sein – gerade dann, wenn eigentlich ein sicherer Raum entstanden ist.

Das Gegenüber fühlt sich dadurch möglicherweise abgelehnt, obwohl es genau das Gegenteil ist: Die Sicherheit selbst löst die alte Angst aus. Denn früher bedeutete Nähe nicht Schutz, sondern Schmerz.

Wiederholung alter Dynamiken

Gleichzeitig kann es sein, dass sich sexuelle Anziehung vor allem in Beziehungen zeigt, die unberechenbar, dominant oder distanziert sind. Auch das ist kein „Fehlverhalten“, sondern Ausdruck eines inneren Wiederholungszwangs: Das Nervensystem sucht vertraute Muster – selbst dann, wenn sie verletzend sind.

Manche Betroffene fühlen sich deshalb zu Menschen hingezogen, bei denen sie sich unterlegen oder unsicher fühlen. Andere sabotieren liebevolle Partnerschaften unbewusst, weil innere Anteile die Intensität von Nähe nicht aushalten.

Diese Muster zu erkennen, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer gesunden Sexualität in Beziehung. Nicht, um sich zu verurteilen – sondern um mitfühlend zu verstehen, was der Körper und das innere System zu schützen versucht.

Wie das innere Kind die Sexualität nach Missbrauch beeinflusst

Wir haben gesehen, dass sexualisierte Gewalt in der Kindheit nicht nur Spuren im Körper hinterlässt, sondern auch das emotionale Erleben tief prägt und Einfluss auf unsere Beziehungen nehmen kann. Eine zentrale Rolle spielt hier das innere Kind. Während ein Teil der Persönlichkeit erwachsen wird, Beziehungen eingeht und sich vielleicht sogar der eigenen Sexualität annähert, bleibt ein anderer Teil innerlich stehen – eingefroren in dem Moment, in dem Sexualität bedrohlich, überfordernd oder beschämend erlebt wurde. Dieser kindliche Anteil trägt das alte Erleben weiter in sich – und meldet sich oft genau dann, wenn Nähe entsteht.

Ambivalenz zwischen Sehnsucht und Abwehr

Dieses Kind in uns erinnert sich an die Unsicherheit, das Ausgeliefertsein und die Überforderung. Es hat gelernt: Sexualität ist gefährlich. Sie bedeutet Schmerz, Kontrollverlust oder Scham. Für diesen Anteil ist es völlig logisch, sich gegen Sexualität zu wehren – mit Rückzug, Ablehnung oder Abwertung.

Die Folge ist oft ein innerer Konflikt: Der erwachsene Anteil wünscht sich Nähe, Lust und Verbindung – doch sobald es intim wird, übernimmt der Kind-Anteil und löst starke Gefühle oder sogar Körperreaktionen aus. Dieser innere Widerspruch ist kein Zeichen von „Störung“, sondern Ausdruck eines noch nicht integrierten Anteils, der Schutz braucht.

Auch das Erleben von Lust oder Erregung kann den inneren Konflikt verstärken, wenn es in einem Moment geschieht, der vom Kind-Anteil als unsicher oder überfordernd empfunden wird. Hier entsteht oft eine tiefe innere Ambivalenz, die viele Betroffene lange nicht verstehen – und sich selbst dafür verurteilen.

Das innere Kind in Sicherheit bringen

Um die eigene Sexualität nach Missbrauch wieder als etwas Sicheres und Lustvolles erleben zu können, braucht es Zeit – und eine liebevolle Beziehung zu dem inneren Kind. Dieser Anteil möchte gesehen, gehört und ernst genommen werden. Vor allem aber braucht er Sicherheit: die Gewissheit, dass er heute nicht mehr in Gefahr ist und jederzeit „Nein“ sagen darf. Da das innere Kind von Dir als erwachsener Person abhängig ist, bist Du es demnach, die oder der das Kind und seine Grenzen schützen muss.

Folgen nach Missbrauch und Inneres Kind - Ganzwerdung

Wenn dieser Anteil lernt, dass heute ein anderer Umgang möglich ist – ein achtsamer, grenzwahrender und liebevoller –, dann kann langsam ein neues Vertrauen entstehen. Mit der Unterstützung des erwachsenen Selbst kann das innere Kind Stück für Stück mitwachsen, eigene Erfahrungen sammeln und ein neues Bild von Sexualität entwickeln. Nicht aus Zwang. Sondern in seiner Zeit. In seinem Tempo. Und mit eigener Neugier und echter Zustimmung.

Wie wir Sex wieder als sicher erleben können

Wenn die eigene Sexualität als Folge von Missbrauch mit körperlichen und emotionalen Symptomen verbunden ist, geht es nicht darum, möglichst schnell wieder „normal“ zu funktionieren. Es geht vielmehr darum, neue Erfahrungen zu ermöglichen. Erfahrungen von Selbstbestimmung, Entspannung, innerer Zustimmung und Freude.

Doch solche Erfahrungen lassen sich nicht auf Knopfdruck herbeiführen.  Sie entstehen, wenn unser Nervensystem zu der Einschätzung von Sicherheit kommt. Sicherheit ist das Fundament, auf dem sich Lust und Verbindung überhaupt erst wieder entwickeln können. Und sie ist der Schlüssel, um alte sexuelle Muster zu verwandeln.

Nachstehend erläutere ich Dir drei wesentliche Schritte oder Ansätze, die Du liebevoll, achtsam und in Deinem Tempo ausprobieren kannst, um Sex wieder als sicher erleben zu können:

1. Traumasensible Sexualität

Für viele Betroffene beginnt Heilung damit, Sexualität innerlich von Gefahr zu entkoppeln. Das Nervensystem hat gelernt, Berührung mit Überforderung, Erregung mit Kontrollverlust oder Intimität mit Schmerz zu verbinden. Deshalb brauchen Körper und Seele neue, sichere Erfahrungen mit echter Freiwilligkeit, Achtsamkeit und Präsenz.

Echte Sicherheit in der Sexualität entsteht nicht durch Anpassung, sondern durch Verbindung mit Dir selbst. Sie zeigt sich nicht daran, dass Du „wieder Sex haben kannst“, sondern daran, dass Du Dich frei fühlst, selbst zu entscheiden, was Du willst und was nicht.

Ein zentrales Element dabei ist die Fähigkeit, Grenzen wahrzunehmen und zu kommunizieren. Viele Betroffene haben gelernt, sich besonders in intimen Situationen zu übergehen. Deshalb ist es wichtig folgendes zu üben:

  • Innezuhalten und zu spüren: Bin ich wirklich einverstanden?
  • Körperliche Reaktionen (wie Schmerzen oder Anspannungen) als wichtige Hinweise ernst zu nehmen.
  • Gut für Dich sorgst, indem Du schaust, was Du gerade brauchst.
  • Klar Nein zu sagen, wenn sich etwas nicht gut anfühlt – auch mitten in einer Begegnung!

Sicherheit bedeutet auch, dass jederzeit alle Deine Gefühle willkommen sind. Du musst nicht „gut drauf“ sein oder „funktionieren“. Du darfst zögern, weinen, taub sein oder nichts fühlen. Alles, was sich zeigt, gehört zum Heilungsweg dazu und darf ausgedrückt werden.

2. Sexualität nach Missbrauch neu erforschen 

Wenn Sicherheit durch mehr Traumasensibilität gewachsen ist, darf ein neuer Erfahrungsraum entstehen: Ein Raum, in dem Du Dich mit Deiner Sexualität neu verbinden darfst – neugierig, langsam und ohne Erwartungen.

Dabei geht es nicht um Techniken oder Leistung, sondern um Forschen. Um das Entdecken dessen, was sich für Dich gut anfühlt – heute, in diesem Moment. Einige hilfreiche Prinzipien auf diesem Weg der Neukonditionierung sind:

  • Langsamkeit statt Leistungsdruck
    Viele Menschen erleben inneren Druck, in sexuellen Begegnungen „mithalten“ oder gefallen zu müssen. Doch echte Verbindung entsteht nicht durch Tempo, sondern durch Präsenz. Slow Sex ist ein liebevoller Zugang, der Tiefe statt Zielorientierung ermöglicht – allein oder mit Partner*in.
  • Präsenz statt Funktionieren
    Ein Ja sollte wirklich ein Ja sein. Nicht weil es erwartet wird, sondern weil Du es fühlst. Das bedeutet auch: zu erkennen, wenn sich während des Sex plötzlich etwas verändert – und liebevoll damit umzugehen.
  • Selbstbestimmte Berührung
    Berühre Dich – oder lass Dich berühren – auf neue Weise. Ohne ein Ziel. Ohne „das Übliche“. Liebevolle, absichtslose Berührungen können heilsam sein, weil sie einen neuen Zugang zu Sexualität ermöglichen.

Du kannst Deinen inneren Prozess der Neukonditionierung auch mit Fragen, wie diesen begleiten:

  • Was bedeutet Sexualität für mich – jenseits von dem, was ich gelernt habe?
  • Was wünsche ich mir wirklich in intimen Momenten – körperlich, emotional, energetisch?
  • Welche Berührungen tun mir gut – und welche lösen Spannung oder Widerstand aus?
  • Lasse ich mich wirklich nur auf Intimität ein, wenn ich es will?

Auch die bewusste Entscheidung, vorerst keine Sexualität zu leben, kann heilsam sein. Sie schenkt Raum zum Spüren, zum Atmen, zum Ankommen bei Dir selbst – ohne Druck, ohne Bewertung.
In folgendem Beitrag berichte ich davon, welche heilsamen Effekte ein zeitweiser Verzicht auf mich hatte

Sexuelle Auszeit

Sexuelle Auszeit – Heilung für Körper, Geist und Sexualität

Entdecke, wie eine sexuelle Auszeit Dir helfen kann, Deine Bedürfnisse und Konditionierungen zu hinterfragen und finde heraus, warum eine Pause ein wichtiger Schritt für Deine Heilung sein kann.

3. Schoßraumarbeit zur Heilung Deiner Sexualität nach Missbrauch

Der Schoßraum ist nicht nur biologisch gesehen der Ort, an dem neues Leben entsteht, sondern er trägt auch das Potenzial, kreative Projekte und Vorhaben in die Welt zu gebären. Er ist der ganz individuelle Bereich einer Frau, der sich als Raum offenbart, in dem verdeckte, einschränkende Erfahrungen und Konditionierungen sichtbar werden können, sowie auch geistige, emotionale und körperliche Folgen von Missbrauch.

Die Schoßraumarbeit ist ein körperorientierter Ansatz, der darauf abzielt, diesen Bereich wieder liebevoll zu bewohnen. Sie kann helfen, alte Muster zu lösen, die Verbindung zu Deiner inneren Stimme zu stärken und Deine sexuelle Kraft in etwas Neues zu verwandeln.

Elemente der Schoßraumarbeit können sein:

  • Gebärmuttergespräche und geführte Meditationen
  • Liebevolle und achtsame Berührungen und Massagen
  • Tönen, Schütteln, Tanzen, um Erstarrung in Bewegung zu verwandeln
  • Yoni-Steaming (reinigende und entspannende Dampfbäder)
  • Fachliteratur zum Thema und Frauenkreise

Bei der Schoßraumarbeit geht es nicht um „Heilung auf Knopfdruck“, sondern um einen Prozess des Wieder-Vertraut-Werdens. Um die Schaffung eines Raumes, in dem Du Deine Grenzen spüren, Deine Wünsche formulieren und Dein Körpergedächtnis liebevoll neu schreiben darfst.

Ich möchte Dir an dieser Stelle zwei verschiedene Ansätze empfehlen, die mir bereits sehr geholfen haben – und es weiterhin tun:

  • Schoßraum®-Prozessbegleitung nach Tatjana Bach

Dieser Ansatz berücksichtigt die geistige, emotionale und körperliche Ebene einer Frau – mit einem besonderen Fokus auf den Körper. Die Arbeit umfasst drei klar voneinander getrennte Schritte:

    1. Schoßraum®-Beratung und Annäherung
    2. Schoßraum®-Berührung I (Hand auf bekleidetem Körper)
    3. Schoßraum®-Berührung II (Hand auf unbekleidetem Körper)

Im Prozess empfundene Anspannung signalisiert innere Grenzen, die – vielleicht sogar erstmals im Leben – wahrgenommen und vor allem respektiert werden. Der angestrebte Zustand während des gesamten Prozesses ist ein ruhiges, entspanntes Nervensystem. Auf diese Weise findet eine entschleunigte, sanfte Annäherung an den Schoßraum statt. Ich persönlich erlebe bei dieser Arbeit auch ganz neue Bindungserfahrungen: Echter Kontakt, bei dem meine Bedürfnisse und Grenzen oberste Priorität haben. 

  • Schoßraumarbeit nach Ilan Stephanie

Die Arbeit der Körperforscherin, Traumaheilerin und Autorin schafft es, einem schweren und schmerzhaften Thema eine überraschende Leichtigkeit zu geben. Durch ihre Impulse und Übungen konnte ich – nach jahrelanger Vermeidung – wieder eine freudvolle Verbindung zu meiner Sexualität aufbauen, die sich sicher, lebendig und ekstatisch anfühlt. Und das nachdem ich jahrelang überhaupt keine Lust auf Sex hatte.

Wenn Du neugierig auf die Arbeit von Ilan Stephanie bist, findest Du hier eins ihrer *Angebote im  Onlineformat: 

Heilung ist möglich – in Deinem Tempo, auf Deine Weise

Du hast jetzt einen Einblick bekommen, wie sich Missbrauch auf Deine Sexualität auswirken kann – und welche Folgen damit verbunden sind.
Ich hoffe, dass Du auch eine Idee davon mitnehmen konntest, welche Schritte hilfreich sein können, um diese Erfahrungen zu integrieren und Heilung zu ermöglichen.

Heilung bedeutet hier nicht, dass Du irgendwann wieder „sexuell funktionierst“. Heilung bedeutet, dass Du mit Dir selbst verbunden bist – und frei entscheiden kannst, was Du willst und was nicht. Dass Du in der Lage bist, gut für Dich zu sorgen, indem Du jederzeit Nein sagen kannst. Denn nur, wenn es wirklich ein Nein geben darf, kann es auch ein echtes Ja geben – ein Ja zu Dir selbst. 

Deine Sexualität gehört Dir. Und sie darf wieder ein Ort werden, an dem Du Dich sicher, lebendig und ganz fühlst. ♥

Gab es etwas in diesem Beitrag, das Dich berührt oder zum Innehalten gebracht hat? Ich freue mich über Deine Gedanken in den Kommentaren.

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Quellenverweise: 

Bass, Ellen & Davis, Laura (1990): Trotz allem. Wege zur Selbstheilung für sexuell missbrauchte Frauen, 1. Ausgabe, Berlin

Richardson, Diana (2013): Zeit für die Liebe: Sex, Intimität und Extase in Beziehungen, Köln

Ruppert, Franz (2019): Liebe, Lust und Trauma: Auf dem Weg zur gesunden sexuellen Identität, 1. Aufl., München

Stahl, Stefanie (2015 ): Das Kind in Dir muss Heimat finden: Der Schlüssel zur Lösung (fast) aller Probleme, Originalausgabe, München

Weitere Beiträge

Ernährungsverhalten und Bindung

Wie frühe (Bindungs-) Prägungen Dein Ernährungsverhalten steuern

Ein beeinträchtigtes Ernährungsverhalten ist weit verbreitet und betrifft Menschen aller Altersgruppen und sozialer Hintergründe, wobei Frauen besonders häufig betroffen sind. Was viele nicht wissen, ist, dass die Ursachen für unser Ernährungsverhalten und unsere Körperwahrnehmung oft tief in den frühen Prägungen unserer Kindheit verwurzelt sind. In diesem Beitrag zeige ich auf welche Einflussfaktoren unser Ernährungsverhalten bestimmen und wie diese zur Entstehung von destruktiven Ernährungsmustern oder Essstörungen sowie zu einer negativen Körperwahrnehmung beitragen. Am Ende wird deutlich, dass die Aufarbeitung von Kindheitstraumata unerlässlich ist, um Frieden mit uns selbst und unserer Ernährung zu finden. Bis Du professionelle Hilfe gefunden hast, bekommst Du von mir sechs Tipps zur Selbsthilfe.

Ist Dein Ernährungsverhalten problematisch?

Bist Du unsicher, ob dieser Beitrag für Dich relevant ist? Dann schau doch mal, ob Du Dich in den folgenden Punkten wiedererkennst:

  • Du wirst unruhig, gereizt und kannst nicht mehr klar denken, wenn Du hungrig bist?
  • Du belohnst Dich mit leckerem Essen, wenn Du einen harten Tag oder herausfordernde Aufgaben hinter Dir hast?
  • Du greifst zum Essen, wenn Du gestresst, wütend, gelangweilt oder traurig bist?
  • Du leidest unter Heißhungerattacken, die oft in einem unkontrollierbaren Fressanfall ausarten?
  • Du greifst häufig zu ungesunden Lebensmitteln wie Süßigkeiten und Fettigem und hast danach ein schlechtes Gewissen?
  • Du neigst zum Überessen und erkennst zu spät, dass Du gar keinen Hunger mehr hast?
  • Du hältst Dich an strenge Ernährungsregeln, die Dich manchmal im Alltag einschränken?
  • Du fastest regelmäßig, weil Du Dich dann stark und kontrolliert fühlst?
  • Du kämpfst unablässig um ein selbst auferlegtes Idealgewicht, zählst ständig Kalorien und machst eine Diät nach der anderen? 
  • Du treibst exzessiv Sport und fühlst Dich schlecht, wenn Du dem mal nicht nachgehen kannst?

Wenn Du Dich in diesen Beschreibungen wiederfindest, fragst Du Dich nun, ob Dein Ernährungsverhalten und Dein Umgang mit Hunger oder Emotionen normal oder bedenklich ist. Um das herauszufinden, sollten wir uns zuerst eine grundlegende Frage stellen: Worum geht es beim Essen eigentlich?

Die eigentliche Bedeutung von Nahrungsaufnahme

Nahrungsaufnahme dient dem Menschen im eigentlichen Sinne zur Versorgung des Körpers mit den notwendigen Nährstoffen, die für das Überleben und die Gesundheit essenziell sind. Nahrung liefert Energie, die unser Körper benötigt, um grundlegende Funktionen wie Atmung, Kreislauf, Wachstum und Zellreparatur aufrechtzuerhalten. Makronährstoffe wie Kohlenhydrate, Fette und Proteine liefern die Energie, während Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe zahlreiche biochemische Prozesse unterstützen.

Darüber hinaus spielt das Essen in unserer Gesellschaft auch eine wichtige Rolle in der sozialen und kulturellen Interaktion. Gemeinsame Mahlzeiten fördern ein Gemeinschaftsgefühl, Austausch und soziale Bindungen. Ist Nahrungsaufnahme also doch viel mehr als eine physiologische Notwendigkeit? Das folgende Kapitel lässt uns dieser Frage genauer auf den Grund gehen.

Wie und wann wird unser Ernährungsverhalten geprägt?

Unser Ernährungsverhalten ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren. Besonders entscheidend sind dabei die frühkindlichen Erfahrungen, die wir im Umgang mit Nahrung machen. Diese prägen nicht nur unsere heutigen Ernährungsgewohnheiten, sondern auch, wie wir unseren Körper wahrnehmen und bewerten.

Frühe Ernährung

Vorgeburtliche und frühe Prägungen durch Trauma

Frühkindliche Bindungstraumatisierungen können zu destruktiven Ernährungsgewohnheiten, Essstörungen und einer negativen Körperwahrnehmung führen. Doch in welchen Entwicklungsphasen sind wir besonders anfällig für solche Prägungen?

Transgenerationales Trauma
Unser Ernährungsverhalten kann tatsächlich bereits vor unserer Geburt durch Traumatisierungen früherer Generationen beeinflusst werden – etwa wenn unsere Vorfahren in Kriegszeiten Hunger litten. Wenn solche existenziellen Traumata in der Familie nicht aufgearbeitet wurden, können deren Auswirkungen noch heute in Form von Essstörungen und einem verzerrten Körperbild in uns weiterwirken.

Vorgeburtliches Bindungstrauma
Während wir im Mutterleib heranwuchsen, wurden wir über unsere Mutter mit Nahrung versorgt. Ihre Verfassung spielte dabei eine entscheidende Rolle für unser Wohlbefinden. Da wir eins mit ihr waren, wurden wir nicht nur von ihrer physischen Gesundheit beeinflusst, sondern auch von ihren emotionalen Zuständen und ihrer Einstellung zum Essen. Nahm sie gesunde Nahrungsmittel zu sich oder eher ungesunde, begleitet von Schuldgefühlen? Hat sie das Essen genossen, oder hatte sie Angst, zu dick zu werden? Stresshormone wie Cortisol können über die Plazenta auf das ungeborene Kind übertragen werden, was dessen Entwicklung beeinflussen und zu einer erhöhten Anfälligkeit für Stress und Angstzustände führen kann. Es wird also deutlich, dass diese frühen Einflüsse das spätere Ernährungsverhalten und Körperbild prägen können.

Bindungstrauma nach der Geburt
Nach der Geburt erfolgt die Nahrungsaufnahme meist über das Stillen, das jedoch weit mehr als nur Ernährung ist. Der Stillvorgang fördert auch die Bindung zwischen Mutter und Kind, da Hautkontakt, liebevoller Blickkontakt und emotionale Nähe essenziell für das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit sind. Fehlt diese emotionale Nahrung, kann dies ein Ungleichgewicht im Ernährungsverhalten und der Körperwahrnehmung auslösen. Kinder, die emotional vernachlässigt wurden, suchen oft Ersatz in Nahrung, um das Gefühl der Leere zu füllen.

Wenn das Stillen ausblieb, fehlte die Erfahrung der natürlichsten Form von genährt werden, was sich ebenfalls auf das spätere Leben auswirken kann. Auch die Art und Weise, wie das Stillen erfolgte, spielt eine Rolle: War es ein Moment der Freude und Verbindung, oder war es von Stress und Widerstand geprägt? Wurden wir unmittelbar gestillt, wenn wir Hunger hatten, oder mussten wir uns hungrig in den Schlaf weinen?  

Deshalb werden wir emotional, wenn wir Hunger haben!

Hast Du Dich schon mal gefragt, warum viele von uns innere Unruhe, Reizbarkeit oder sogar Angst verspüren, wenn sie hungrig sind? Der Grund dafür liegt in der tiefen Verbindung zwischen Hunger und den emotionalen Zuständen, die in unseren frühen Lebensphasen geprägt wurden.

Als Säuglinge und Kleinkinder waren wir vollständig auf unsere Bezugspersonen angewiesen, um unsere Grundbedürfnisse, einschließlich Nahrung, erfüllt zu bekommen. Wenn wir hungrig waren und unsere Bezugsperson nicht zuverlässig auf dieses Bedürfnis reagiert hat, entstand in uns eine Todesangst. Wir fühlten uns ohnmächtig, hilflos und verlassen. Kognitiv konnten wir nicht begreifen,  dass wir früher oder später wieder Nahrung erhalten werden. Durch solche frühen Erfahrungen wurde unsere emotionale Reaktion auf Hunger nachhaltig geprägt, sodass wir auch im Erwachsenenalter mit innerer Unruhe reagieren, wenn wir hungrig sind. Der physische Zustand des Hungers wird zum Trigger, der die tief verwurzelte Gefühle von Ohnmacht und Angst reaktiviert.
Die Ernährungsberaterin Madeleine Dähling bringt es in ihrem Blog-Beitrag treffend auf den Punkt:

„Wenn der Fokus auf die Ernährung immer größer wird, dann liegt das daran, dass das Essen zur Projektionsfläche für ein anderes Thema wird.“ (Dähling, Madeleine 2024).

Das unsere Ernährungsgewohnheiten bereits in der Kindheit geprägt werden, belegt auch eine Studie der Ernährungswissenschaftlerinnen Aida Faber und Laurette Dubé von der McGill University in Montreal (Kanada). Sie untersuchten, wie die Bindung zwischen Eltern und Kindern das spätere Essverhalten beeinflusst. Dazu befragten sie 213 Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren zu ihrer Beziehung zu den Eltern und ihrer Ernährung. Die Ergebnisse zeigten: Kinder mit einem unsicheren Bindungsstil griffen häufiger zu hochkalorischen Lebensmitteln und hatten weniger Kontrolle über ihr Ernährungsverhalten im Vergleich zu Kindern mit einem sicheren Bindungsstil. Der unsichere Bindungsstil schien Stress auszulösen, der durch emotionales Essen – insbesondere durch den Konsum von fettigen, süßen oder salzigen Speisen – kompensiert wurde. Zudem befragten die Forscherinnen 216 Erwachsene, die rückblickend ihren Bindungsstil in der Kindheit und ihr aktuelles Ernährungsverhalten beschrieben. Auch hier zeigte sich, dass die Kindheit nachwirkte: Erwachsene mit einer unsicheren Bindung an die Eltern konsumierten mehr Kalorien als diejenigen, die als Kinder eine sichere Bindung entwickelt hatten.

Einfluss des familiären und sozialen Umfelds

Auch im weiteren Verlauf unserer Kindheit werden wir durch unsere Familie, andere nahestehende Bezugspersonen und Institutionen wie Kitas, Schulen oder Vereine etc. im Zusammenhang mit Ernährung und Körperwahrnehmung geprägt. Die folgenden Beispiele und Fragen kannst Du nutzen, um Dir über Deine Prägungen klar zu werden.

Die Rolle der Eltern als Vorbild
Unsere Eltern oder andere nahe Bezugspersonen sind oft die ersten und prägendsten Vorbilder in Sachen Ernährung und Körperwahrnehmung. Wie haben wir sie im Umgang mit Ernährung erlebt? Fühlten sie sich wohl in ihrem Körper? Aßen sie gerne, oder waren Diäten und Selbstkritik an der Tagesordnung? Verglichen sie sich mit anderen, oder sprachen sie negativ über ihre eigene Figur oder die anderer? Wenn unsere Eltern ein negatives Verhältnis zum Essen und ihrem Körper hatten, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir diese Muster übernommen haben.

Weitere Erfahrungen in der Kindheit
Auch andere Erfahrungen mit Ernährung innerhalb und außerhalb der Familie spielen eine große Rolle. Was haben wir über Ernährung im Kindergarten oder der Schule gelernt? Wurden Nahrungsmittel als Belohnung oder Bestrafung eingesetzt? Wurden wir ermahnt, mehr oder weniger zu essen? Wurden wir für unsere Figur gelobt oder kritisiert? Solche Erlebnisse führen dazu, dass das Essen nicht nur als Nahrungsmittel gesehen wird, sondern als Instrument zur Kontrolle und Bewertung. Wenn Du Dich auch heute noch mit Nahrungsmitteln belohnst, zum Beispiel nach einem anstrengenden Tag, hast Du solche Erfahrungen vermutlich verinnerlicht. 

Medien und Werbung als Einflussfaktor
Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss von Film, Fernsehen und Werbung auf unsere Körperwahrnehmung und unser Ernährungsverhalten. Von klein auf wird uns in Filmen, Serien und Werbespots vermittelt, welche Körper als schön gelten und welche nicht. Mithilfe von Werbespots wird versucht, bestimmte Lebensmittel mit Gefühlen oder Lebenssituationen zu verknüpfen, um uns so zu konditionieren und unser Kaufverhalten zu beeinflussen. Wer kennt sie nicht, die Bilder von Menschen, die bei Liebeskummer Eiscreme oder Schokoladenkuchen essen, oder die Szenen, in denen im freudigen Kontext Alkohol getrunken wird? Doch welche menschlichen Vorgänge macht sich die Werbung hier zunutze? 

Wann wird unser Ernährungsverhalten zum Problem?

Wir wissen nun bereits, dass das Essen eng mit sozialer Bindung verknüpft ist, die für uns Menschen genauso lebenswichtig ist wie Nährstoffe selbst. Problematisch wird unser Ernährungsverhalten dann, wenn es als Ersatz für menschliche Nähe dient oder zur Hauptstrategie wird, um emotionale Belastungen zu bewältigen. Auch wenn Essen oder der Verzicht darauf die einzige Methode ist, um sich in herausfordernden Momenten zu regulieren und besser zu fühlen, spricht das für tieferliegende Probleme.

Ein ungesundes Verhältnis zum Essen zeigt sich ebenfalls, wenn die Nahrungsaufnahme den Alltag dominiert: sei es durch übermäßiges Essen, extremes Fasten oder den ständigen Konsum ungesunder Lebensmittel. Es verhält sich ähnlich wie bei einer Sucht: Man tut etwas, obwohl man weiß, dass es einem schadet – und dennoch kann man nicht damit aufhören.

Wenn gesundheitliche Beschwerden wie Über- oder Untergewicht, Magen-Darm-Probleme, Diabetes oder Entzündungen auftreten, kann das ebenfalls auf ein problematisches Ernährungsverhalten zurückgeführt werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unser Ernährungsverhalten problematisch wird, wenn es zu einem spürbaren Leidensdruck führt oder gesundheitliche Schäden verursacht.

Allgemeines Verständnis von Essstörungen

Essstörungen gelten im allgemeinen Verständnis als ernsthafte psychische Erkrankungen, die in verschiedenen Formen auftreten, wie Magersucht (Anorexia nervosa), Bulimie (Bulimia nervosa) oder Binge-Eating-Störung. Auch emotionales Essen, bei dem Menschen auf Emotionen wie Stress, Angst oder Einsamkeit mit Essen reagieren, kann als Essstörung betrachtet werden. Dabei greifen Betroffene oft zu kalorienreichen, zuckerhaltigen oder fettigen Lebensmitteln, dem sogenannten „Comfort Food“, selbst wenn kein physischer Hunger besteht. Diese Form des Essens bietet jedoch nur kurzfristige Erleichterung und wird häufig von Schuldgefühlen oder Scham abgelöst.

Essstörungen

Was alle Essstörungen gemeinsam haben, ist ein ungesundes Ernährungsverhalten und ein verzerrtes Körperbild, das Betroffene in einem Kreislauf von negativen Gefühlen und Essgewohnheiten gefangen hält. Doch sind Essstörungen wirklich Erkrankungen? Oder können sie vielmehr als Überlebensmechanismen verstanden werden, die sich aus frühkindlichen Traumata entwickeln?

Essstörungen als Überlebensstrategien

Ich persönlich betrachte Essstörungen und schlechte Ernährungsgewohnheiten als Symptome von frühen Entwicklungs- und Bindungstraumatisierungen. Diese Verhaltensweisen sind Versuche, sich an ein destruktives Umfeld anzupassen und Kontrolle über eine ansonsten ohnmächtige Lebenssituation zu erlangen. Betroffene versuchen durch strenge Disziplin und spezifische Ernährungsgewohnheiten, die Kontrolle zurückzugewinnen, die ihnen im traumatischen Umfeld entzogen wurde.

Das Erreichen eines gewünschten Körpergewichts durch strenge Ernährungspläne, Diäten, Fastenkuren oder exzessiven Sport erscheinen als Wege, um etwas zu bewirken, das vermeintlich Glück und Erfüllung bringt.

Doch in Wahrheit sind diese Bemühungen oft Illusionen, die von der eigentlichen inneren Not ablenken. Essstörungen können somit als Vermeidungsstrategie dienen, um die schmerzhaften Gefühle zu verdrängen, die mit den Traumatisierungen verbunden sind.

Essstörungen als Schutzmechanismus bei Missbrauch

Besonders im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch kann das Hungern oder Überessen als Schutzmechanismus betrachtet werden. Ein Mädchen, das sexuelle Übergriffe erleidet, könnte versuchen, sich durch drastisches Abnehmen ihres weiblichen Körpers zu entledigen. Ein Junge, der Missbrauch erfährt, könnte übermäßig essen, um durch Gewichtszunahme unattraktiv für seine Täter zu werden und diese von sich fernzuhalten.

Tragischerweise verstärken Betroffene ihre Not durch die Essstörung noch weiter. Diese ist bereits ein Überlebensmechanismus, der viel Energie und Kraft kostet. Werden dem Körper dann zusätzlich gesunde Nährstoffe entzogen oder wird er durch exzessives Verhalten belastet, kann dies langfristig zu Erschöpfung, Depressionen und anderen gesundheitlichen Problemen führen.

Um ein ungesundes Ernährungsverhalten zu verändern, darf das Thema Essen nicht isoliert betrachtet werden. Deshalb führt es langfristig nicht zum Erfolg, wenn Gelüste zwanghaft unterdrückt werden oder immer wieder gegen Essanfälle angekämpft wird. Auf einer tiefen Ebene scheinen diese Dinge noch lebensnotwendig für das Nervensystem. Erst wenn die Bereitschaft da ist, die Ursache dieser Überlebenskämpfe zu ergründen, können sie wirklich losgelassen werden.

Ernährungsverhalten ändern - Ganzwerdung

Warum sich Essen so gut als Überlebensstrategie eignet

Ein weiterer Grund, warum wir oft zum Essen greifen, um emotionale Herausforderungen und Stress zu bewältigen, liegt in den körperlichen und psychologischen Reaktionen, die bestimmte Lebensmittel in uns auslösen. Ich halte es für sinnvoll, diese Mechanismen kurz zu betrachten:

Körperliche Reaktionen:
Der Verzehr von Nahrungsmitteln setzt Neurotransmitter und Hormone frei, die unser Wohlbefinden beeinflussen. Genussvolles Essen aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn, was zur Freisetzung von Dopamin führt und uns Zufriedenheit und Wohlbefinden spüren lässt. Besonders kohlenhydratreiche Lebensmittel fördern die Produktion von Serotonin, das stimmungsaufhellend wirkt. Zuckerhaltige Lebensmittel lassen den Blutzuckerspiegel rasch ansteigen, was kurzfristig Energie und ein gutes Gefühl gibt, jedoch oft von einem schnellen Abfall des Blutzuckerspiegels gefolgt wird.

Psychologische Reaktionen:
Bestimmte Lebensmittel sind oft mit positiven Erinnerungen verknüpft, sei es durch besondere Lebensmomente oder durch den Einfluss von Werbung, die emotionale Assoziationen schafft. Der Verzehr solcher Lebensmittel kann dann ein Gefühl von emotionaler Sicherheit und Nostalgie hervorrufen. Bei Stress neigt unser Körper dazu, uns dazu zu veranlassen, nach Energiequellen zu suchen, um den Stress zu bewältigen – daher rührt der häufige Heißhunger auf kalorienreiche Lebensmittel in stressigen Zeiten.

Das Verständnis dieser Zusammenhänge kann Dir helfen, bewusster mit Deinem Ernährungsverhalten umzugehen und die emotionalen Auslöser besser zu erkennen. So kannst Du gesündere Essgewohnheiten entwickeln und erste Schritte zur Vorbeugung oder Heilung von destruktiven Ernährungsgewohnheiten oder Essstörungen einleiten.

Traumabewältigung als Schritt zu einem gesunden Ernährungsverhalten

Du hast nun einen Überblick darüber erhalten, auf wie vielfältige Weise Dein Ernährungsverhalten beeinflusst wird, welche tiefsitzenden Ursachen dahinterstehen können und welche Folgen dies nach sich ziehen kann. Wenn Du selbst betroffen bist, fragst Du Dich jetzt wahrscheinlich, wie Du zu einem gesunden Umgang mit dem Essen zurückfinden kannst. Diese nachstehenden sechs Schritte können ein guter Anfang sein.

Selbsthilfe für ein gesundes Ernährungsverhalten

1. Akzeptiere, dass Dein Ernährungsverhalten beeinträchtigt ist
Der erste Schritt zur Veränderung ist das Eingeständnis, dass Dein aktuelles Ernährungsverhalten problematisch ist. Diese Erkenntnis erfordert Mut, ist aber entscheidend, um den Weg zur Heilung zu beginnen.

2. Ergründe die Ursachen Deines Ernährungsverhaltens
Verstehe, dass das Essen und Dein Körper nie das eigentliche Problem waren. Die Ursachen für Dein Ernährungsverhalten liegen in alten, tiefsitzenden Traumawunden. Solange Du nur die Symptome behandelst, bleibt die zugrundeliegende Ursache bestehen. Frage Dich, welche Gefühle Du mithilfe des Essens vermeidest und welche emotionalen Bedürfnisse Du Dir damit zu erfüllen versuchst und ergründe so die Ursachen für Deine Ernährungsprobleme.

3. Erweitere Dein Bewusstsein und Wissen
Verständnis ist der Schlüssel zur Veränderung. Beschäftige Dich mit den psychologischen und physiologischen Mechanismen hinter Deinem Ernährungsverhalten. Je mehr Du über die Zusammenhänge zwischen Trauma, Ernährung und Körperwahrnehmung weißt, desto besser kannst Du Dein Verhalten verstehen und ändern.

4. Reguliere Dein Nervensystem auf konstruktive Weise
Unverarbeitete Traumatisierungen halten Dein Nervensystem ständig auf Hochtouren. Dieser Zustand ist anstrengend und verlangt nach Regulierung. Oft greifen wir dabei zu Essen, weil es kurzfristig beruhigend wirkt. Es ist wichtig, dass Du jetzt alternative Wege findest, um Dein Nervensystem zu beruhigen, zum Beispiel durch Atemtechniken, Meditation oder Bewegung. Auch ein entspannendes Bad, ein Spaziergang in der Natur oder das Lesen eines guten Buches können Dir helfen, Dich selbst zu nähren, ohne auf Essen zurückzugreifen.

In meinem Beitrag über den Vagusnerv gebe ich Dir acht einfache Übungen an die Hand, um Dein Nervensystem zu regulieren. Außerdem findest Du darin Buchempfehlungen, um Dein Wissen zu diesem Thema zu vertiefen.

Vagusnerv stimulieren

Der Vagusnerv und die Bedeutung der Polyvagal-Theorie für die Traumaheilung

5. Lerne, Dich selbst zu lieben und gut für Dich zu sorgen
Oft versuchen wir, durch Anpassung an andere Menschen die Liebe und Anerkennung zu bekommen, die wir früher nicht erhalten haben. Doch das führt nur zu einem Teufelskreis aus Frustration und emotionalem Essen. Es ist wichtig, dass Du lernst, Dir selbst die Fürsorge zu geben, die Du brauchst. Werde die Person, die Du Dir als Kind oder in Beziehungen gewünscht hast, und fülle Deine innere Leere nicht länger mit Essen. Akzeptiere auch Deinen Körper so, wie er ist, und konzentriere Dich auf seine Fähigkeiten und Stärken, anstatt nur auf das äußere Erscheinungsbild.

6. Verändere bewusst Deine Ernährungsgewohnheiten
Beobachte genau, wann und warum Du zu bestimmten Lebensmitteln greifst. Welche Gefühle oder Situationen lösen Dein Verlangen aus? Wurdest Du durch Werbung oder emotionale Trigger dazu animiert, zu essen? Gibt es eine gesündere Weise, Dein Bedürfnis zu stillen? Lerne, Dein Essverhalten zu hinterfragen und auf die Signale Deines Körpers zu hören, statt aus Gewohnheit oder emotionalen Impuslen heraus zu essen. Wenn Du zum Beispiel aus Langeweile isst, ersetze das Essen durch eine andere Aktivität, die Dir Freude bereitet und guttut.

Therapeutische Unterstützung für ein gesundes Ernährungsverhalten

Da Dich Deine Überlebensmechanismen je nach Zeitpunkt und Schwere der Traumatisierungen womöglich schon Dein ganzes Leben begleiten, empfehle ich, Deine frühen Prägungen und lebenslangen Konditionierungen mithilfe einer Therapie aufzuarbeiten. Unter fachmännischer Betreuung kannst Du ein neues Ernährungsverhalten etablieren. Die folgenden therapeutischen Ansätze können dabei hilfreich sein:

  • Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Diese Therapieform hilft Dir, ungesunde Denkmuster zu erkennen und zu verändern, die zu einem beeinträchtigten Ernährungsverhalten führen.
  • Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT): Ursprünglich zur Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen entwickelt, kann DBT auch bei Essstörungen helfen, indem sie emotionale Regulation und Achtsamkeit fördert.
  • Traumatherapie: Traumatherapeutische Ansätze wie EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) können Dir helfen, tief verwurzelte emotionale Wunden zu heilen und ein Leben frei von alten Belastungen zu leben.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann Dir das Gefühl geben, verstanden zu werden und weniger allein zu sein. Außerdem kann Dir eine Gruppentherapie helfen, herauszufinden, welche Unterstützung für Dich am besten ist.

Es ist wichtig zu wissen, dass Heilung nicht von heute auf morgen geschieht. Sie ist ein Prozess, der Geduld, Selbstmitgefühl und professionelle Unterstützung erfordert. Doch wenn Du diesen Weg einschlägst, Dich Deiner Vergangenheit stellst, um neue, gesunde Überzeugungen zu entwickeln, kannst Du ein harmonisches Verhältnis zum Essen und zu Deinem Körper herstellen.

Ich hoffe, dass Dir mein Beitrag neue Einblicke in die Ursachen deiner Ernährungsprobleme gegeben hat und Du nun weißt, wo Du ansetzen kannst. Mich interessiert sehr, ob Du beim Lesen Aha-Momente hattest und wie Du Dich jetzt fühlst. Hinterlasse gerne einen Kommentar, um zu zeigen, dass wir viele sind.

Danke und schön, dass Du da bist!

Quellenverweise: 

Ruppert, Franz (2019): Liebe, Lust und Trauma: Auf dem Weg zur gesunden sexuellen Identität, 1. Aufl., München

Dähling, Madeleine (2024): Erlösung durch die (richtige) Ernährung? Abgerufen am 14.08.2024, von https://www.madeleinedaehling.de/blogartikel/erloesung-durch-die-richtige-ernaehrung/

Ärzteblatt (2015): Ernährung und Bindungsstil: Unsichere Bindung fördert Essstörungen. Abgerufen am 12.08.2024 von https://www.aerzteblatt.de/archiv/172998/Ernaehrung-und-Bindungsstil-Unsichere-Bindung-foerdert-Essstoerungen

Aktuelle Beiträge

Sexueller Missbrauch - Schritte zur Heilung

Sexueller Missbrauch in der Kindheit – Schritte der Heilung

Sexueller Missbrauch in der Kindheit hinterlässt bei Betroffenen tiefe Wunden, die sich anhaltend auf sämtliche Bereiche des Lebens auswirken können. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schmerzhaft und herausfordernd es ist, sich mit den Folgen von Missbrauch auseinanderzusetzen. Doch um zu heilen, führt kein Weg daran vorbei. Du kannst Dir aber gewiss sein, dass es sich lohnt. Es ist um ein Vielfaches schwerer, mit den unverarbeiteten Erfahrungen zu leben. In diesem Beitrag stelle ich Dir vier bedeutsame Schritte vor, die Dir helfen können, den Heilungsprozess aktiv zu gestalten und wieder Kontrolle über Dein Leben zu gewinnen.

Sexueller Missbrauch in der Kindheit führt zu einem schweren Trauma, dass Dein Leben bewusst oder unbewusst in allen Lebensbereichen beeinflusst. Auf meiner Infoseite Traumaheilung habe ich acht Einflussfaktoren zusammengefasst, die für die Traumaheilung maßgeblich sind. Um von den Wunden sexueller Übergriffe zu heilen, sind jedoch teilweise andere oder zusätzliche Schritte notwendig. Im Folgenden habe ich vier Schritte herausgearbeitet, die mir geholfen haben und auch Dir helfen können.

1. Akzeptanz

Wenn Du sexuellen Missbrauch in Deiner Kindheit überlebt hast, kannst Du unheimlich stolz auf Dich sein. Es gibt keinen Grund, dies zu verstecken, vor allem nicht vor Dir selbst. Der erste Schritt zur Heilung besteht darin, Dir selbst zu glauben, dass der Missbrauch wirklich stattgefunden hat und dass er Dich nachhaltig verletzt hat. Du wirst nicht heilen, wenn Du leugnest, dass es so war.
Zu akzeptieren, dass es tatsächlich passiert ist, legt den Grundstein für Deine Heilung. Es ist der wichtigste Schritt und gleichzeitig auch mit der Schwerste. Aber warum fällt dieser Schritt so unsagbar schwer?

Wir können uns nicht bewusst an den Missbrauch erinnern.

Zu vergessen ist eine der häufigsten und wirkungsvollsten Methoden, mit denen Kinder auf sexuellen Missbrauch reagieren. Aber auch wenn Du keine Erinnerungen hast, so gibt es einen Teil in Dir, der um die Wahrheit weiß. Wenn vieles in Deiner Gefühls- und Erlebenswelt darauf hindeutet, dass Du als Kind sexuellen Übergriffen ausgeliefert warst, dann darfst Du jetzt anfangen, Deinen eigenen Wahrnehmungen zu vertrauen.

Sexueller Missbrauch - Fehlende Erinnerungen

Ich selbst konnte mich lange Zeit nicht an den Missbrauch in meiner Kindheit erinnern. Jedoch begleitete mich in meinem Leben eine anhaltende traurige Grundstimmung. Außerdem haben mich mein Verhältnis zu meinem Körper, zu Nähe und Sexualität sowie sich immer wiederholende Muster in zwischenmenschlichen Beziehungen vermuten lassen, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte.

Dass ich selbst betroffen bin, verstand ich erst durch die zunehmende Beschäftigung mit dem Thema Missbrauch. Als es dann beim Sex zu emotionalen und körperlichen Flashbacks kam, konnte ich es nicht länger leugnen. Ich musste akzeptieren, dass es passiert ist: Ich wurde als Kind sexuell missbraucht.

Wir verharmlosen, was uns passiert ist

Einige Überlebende erinnern sich an die sexuelle Gewalt, die sie erfahren haben aber sie bagatellisieren die Erfahrungen. Vielleicht ergeht es auch Dir so. Du vergleichst Dich mit anderen, denen vermeintlich schlimmere Dinge widerfahren sind und wertest dadurch Deine eigene Erfahrungswelt ab. Womöglich gibst Du Dir sogar selbst die Schuld und triffst Äußerungen, die so oder ähnlich lauten könnten:

    • Ich lebe ja schließlich noch.
    • Es tat mir ja nicht wirklich weh.
    • Ich wurde ja nicht vergewaltigt, sondern nur gestreichelt.
    • Ich hätte halt nicht kuscheln oder mich auf den Schoß setzen sollen.
    • Alle Kinder wurden früher ausgeschimpft, wenn sie sich an ihren Genitalien berührt haben.

Es ist wichtig zu begreifen, dass Du als Kind niemals Schuld daran hattest, wenn ein älteres Kind oder ein Erwachsener sexuelle Handlungen vor, an oder mit Dir verübt hat. Du trägst nicht die Verantwortung für diese Taten, sondern einzig und allein die Person, die sie ausgeführt hat.

Vielleicht hat man Dir gesagt, Du sollst Dich nicht so anstellen oder das das doch alles halb so wild ist. Indem Du das Dir Widerfahrene jetzt bagatellisierst, gehst Du womöglich genauso mit Dir selbst um, wie damals mit Dir umgegangen wurde.

Wir leugnen den Missbrauch

Wenn Du den Missbrauch Dein Leben lang verdrängen musstest, ist es normal, dass Du von Zeit zu Zeit an Deiner Erfahrung zweifelst. Der seelische Schmerz, der mit der Akzeptanz verbunden ist, erscheint zu groß. Vor allem dann, wenn der Täter oder die Täterin ein Familienmitglied ist oder Dir sehr nahe steht.

Ein Teil von uns will nicht wahrhaben, dass die Menschen, die wir so lieben, uns so schlimme Dinge angetan haben. Aber wenn wir die Tat leugnen, verlängern wir unseren Leidenszustand. Gelegentlich zu zweifeln, weil die Erinnerungen schmerzhaft sind, ist normal, aber das bedeutet nicht, dass der Missbrauch nicht geschehen ist.

Jemand hält sich selbst

Wir fürchten die Konsequenzen der Akzeptanz

Die Verwirrung als Folge von sexuellen Übergriffen bei Kindern zeigt sich sehr deutlich an der Angst, den Täter oder die Täterin zu Unrecht anzuklagen. Wir schämen uns überhaupt darüber nachzudenken und versuchen die Täter sogar zu schützen. Manchmal auch, weil wir befürchten, dass der Kontakt zu dieser Person dann leidet.

Dabei handelt es sich um gut funktionierende Überlebensmechanismen. Den Täter oder die Täterin zu schützen und die Aufrechterhaltung der Illusion eines harmonischen Miteinanders erscheinen kurzfristig betrachtet leichter, als die schmerzhafte Realität zu akzeptieren, geschweige denn auszusprechen.

2. Das Schweigen berechen

Der zweite wichtige Schritt zur Heilung des Missbrauchs besteht darin, das Schweigen zu brechen. Sexueller Missbrauch an Kindern und die Schamgefühle, die damit einhergehen, gedeihen in einer Atmosphäre des Schweigens. Nur wenn alle Beteiligten wegschauen, kann er ungesehen bleiben.

Du hast es bereits versucht?

Mit großer Wahrscheinlichkeit hast Du als Kind auf irgendeine Weise versucht auszudrücken, was Dir angetan wurde. Vielleicht hast Du sogar jemandem von dem Missbrauch erzählt. Vermutlich wurdest Du jedoch ignoriert oder nicht ernst genommen. Eventuell hat man Dich sogar als Lügner*in beschimpft oder Dir die Schuld gegeben. Oder wurde Dir immer wieder gesagt Du seist schlecht oder verrückt und hat Dich so zum Sündenbock der Familie gemacht?

„In Inzest Familien sind die Beziehungen verzerrt. Das Wichtigste – Grundvertrauen, Kommunikation und Sicherheit – fehlt, stattdessen gibt es Heimlichkeit, Isolation und Angst.“ Bass, Ellen & Davis, Laura (1990)

Wenn es Dir so oder ähnlich ergangen ist, hast Du verinnerlicht, dass das, was Du erfahren hast, zu schlimm ist, um ausgesprochen zu werden. Als Kind hast Du daraus gefolgert, dass Du selbst schlimm bist. Und so hast Du Dir angewöhnt zu schweigen, weil alles andere Deine Situation noch verschlimmert hätte.

Sexueller Missbrauch - Trauriger Junge

Vielleicht glaubst Du noch heute, dass es Dir schadet, wenn Du die Wahrheit aussprichst. Du hast Dich mit den Gefühlen von Scham und Einsamkeit arrangiert und bewusst oder unbewusst entschieden zu schweigen.

Wage einen neuen Versuch!

Selbst wenn Du in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit dem Aussprechen der Wahrheit gemacht hast, es ist nötig, es jetzt erneut zu versuchen. Dein Leben lang trägst Du dieses schwere Geheimnis auf Deinen Schultern und damit auch die Verantwortung für die Täter. Wenn Du zum ersten Mal aussprichst, was passiert ist, ist das unsagbar befreiend. In diesem Moment akzeptierst Du nämlich, dass Du ein Opfer warst und gibst die Verantwortung dahin zurück, wo sie hingehört. Zu den Tätern.

„Einer anderen Person zu erzählen, was geschehen ist, hat eine starke heilende Wirkung, die das demütigende Gefühl, ein Opfer zu sein, auflösen kann.“ Bass, Ellen & Davis, Laura (1990)

Vertraue Dich einem Menschen an, der Dich respektiert und schätzt, bei dem Du Dich sicher fühlst und bei dem Du auch früher bereits über Deine Gefühle sprechen konntest. Das kann auch ein Therapeut oder eine Therapeutin sein.

Wenn Du niemanden hast, dem Du Dich anvertrauen kannst, sind Selbsthilfegruppen eine gute Wahl. Hier triffst Du auf Menschen, die dasselbe durchgemacht haben wie Du. Sie werden Dir glauben und dadurch wirst Du lernen, Dir selbst zu glauben.

Sollte Dir auch das noch zu schwerfallen, dann schreibe es wenigstens für Dich auf. Dieses Eingeständnis ist sehr schmerzhaft und bringt Deine bisherige Realität – die Welt, die Du kreieren musstest, um zu überleben – ins Wanken. Aber aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass es sich lohnt. Das Ende des Überlebens bedeutet, dass Du jetzt anfangen kannst, wirklich zu leben. Du wirst Dich selbst und das Leben mit der Zeit auf neue, bessere und kraftvollere Weise erfahren können.

Indem Du das Schweigen brichst,
wirst zum Vorbild für andere Betroffene
und leistest einen wertvollen Beitrag
zur Beendigung von Missbrauch an Kindern.

3. Distanz zu den Tätern

Wenn Du annimmst, den eigenen Missbrauch aufarbeiten zu können, während Du weiterhin im Kontakt mit den Tätern stehst, handelt es sich vermutlich um eine Vermeidungsstrategie, mit der Du auch Mitgefühl für Dich selbst untergräbst.

Du musst Dir bewusst darüber werden, dass in Dir noch immer dieses kleine Kind ist, das dem Missbrauch schutzlos ausgeliefert war. Es sind die Gefühle des inneren Kindes, die für Deine Heilung gefühlt und integriert werden wollen. Dieser kindliche Anteil in Dir muss sich absolut sicher fühlen, damit er sich Dir zeigt und es liegt an Dir dafür zu sorgen!

Inneres Kind

Erst wenn Du Mitgefühl für Dich selbst und Deine Missbrauchserfahrungen entwickelst, kann sich auch Deine unterdrückte Wut auf die Täter ausdrücken. Das ist ein notwendiger und heilsamer Schritt und es gibt keinen Grund, Dich dafür zu schämen oder schuldig zu fühlen. Du bist heute erwachsen und selbst verantwortlich für Dein Leben. Es ist Deine Pflicht, alles Notwendige zu unternehmen, um zu heilen und den Missbrauch aus Deiner Kindheit aufzuarbeiten.

Kontakt zu den Tätern sollte auf dem Heilungsweg nur dann eine Option sein, wenn diese bereit sind, Dir zu glauben, die Taten offen zuzugeben, Reue auszusprechen und sich in therapeutische Hilfe zu begeben. Aber wie realistisch ist es, dass dieser Fall eintritt, wenn Du die Täter mit Deiner Erfahrung konfrontierst?

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie Dich weiterhin nicht ernst nehmen und die Taten abstreiten oder herunterspielen. Mit Sätzen wie „Lass die Vergangenheit doch endlich mal ruhen“, wollen sie weitere Konfrontationen vermeiden. In einem Umfeld, dass die Wahrheit verleugnet, kannst Du nicht heilen. Also lass Dich davon bitte nicht unterkriegen!

Verbinde Dich mit Menschen, die Dir glauben, Dich ernst nehmen und Dir helfen, Deine Traumatisierungen aufzuarbeiten. Und scheue Dich nicht davor, Dir therapeutische Unterstützung zu suchen.

Vor allem, wen es sich bei den Tätern und Mittätern um Mitglieder der eigenen Familie handelt, ist die Vorstellung eines Kontaktabbruchs mit großen Ängsten und Zweifeln verbunden. Du solltest Dir im Klaren darüber sein, dass in Familien mit Traumahintergrund oft massive Verstrickungen wirken.  Wie Du diese auflösen kannst, erfährst Du in diesem Beitrag: 

4. Finde Dein Wofür

Der Weg der Ganzwerdung nach sexuellem Missbrauch in der Kindheit ist schmerzhaft und lang. Aber es lohnt sich in ihn zu gehen, denn mit jedem neuen Schritt, entwickelst Du mehr Kraft und Zuversicht.

Hinter den Traumagefühlen wartet ein neues Leben auf Dich. Es ist das Leben, das Du von Anfang an verdient hast! Du selbst kannst Dir dieses Leben jetzt schenken!

Um auf dem Weg zu bleiben und bei Herausforderungen nicht aufzugeben, hilft Dir ein Wofür! Finde also einen Grund, der Dich daran erinnert, warum Du das alles machst. Entdecke Deine persönlichen Kraftquellen und schöpfe so oft wie möglich aus ihnen. Versuch an etwas zu glauben, das größer ist als Du. Finde heraus, wofür es sich lohnt zu leben. Und dann fang damit an!

Heilung sexueller Missbrauch

Bei mir war es zunächst eine innere Stimme, die mir immer wieder zugeflüstert hat, dass es einen Sinn für all das geben muss. Ich wusste insgeheim, dass ich nicht umsonst auf dieser Welt bin und ich wollte herausfinden, warum.

Nachdem ich die Schritte eins bis drei umgesetzt hatte, entstand in mir der Wunsch, anderen Menschen zu helfen, denen Ähnliches widerfahren ist. Auf diese Weise habe ich meine Berufung erkannt, nämlich das Schreiben, das ich schon von klein auf liebte. Dieses Wofür ist mein Antreiber. Es motiviert mich, am Ball zu bleiben und schenkt mir Kraft.

Wenn Du keine Idee hast, was Dein Wofür ist, dann begib Dich auf die Suche! Bist Du vielleicht auch schon immer einer Sache sehr gerne nachgegangen? Gibt es etwas in Deinem Leben, dass Dir Kraft und Zuversicht schenkt? Hast Du womöglich Kinder, deren Wohlergehen zu Deinem Wofür werden kann? Für ein Kind gibt es wahrscheinlich kein wertvolleres Geschenk als Eltern, die sich trauen hinzusehen, um zu heilen!

Ein Wofür hast Du mit Sicherheit schon jetzt:
Für Dich selbst ein freies und erfülltes Leben gestalten!

Mit diesen vier Schritten hast auch Du die Möglichkeit, Einfluss auf Deine Heilung nach sexuellem Missbrauch zu nehmen. Bitte gehe ganz behutsam und in Deiner Zeit einen Schritt nach dem anderen. Mach Dir immer wieder bewusst, dass Du das Schlimmste, den Missbrauch selbst, bereits überlebt hast.

Besinne Dich darauf, dass diese schrecklichen Erfahrungen Dich auch stark gemacht haben. Solltest Du Dir Deiner Stärken (noch) nicht bewusst sein, hilft Dir vielleicht die Übung für mehr Selbstwertgefühl auf meiner Für Dich-Seite oder die Übung aus dem Beitrag Missbrauch und Trauma als Chance.

Ich glaube fest an Dich und weiß, dass auch Du Schritt für Schritt von Deinen Wunden heilen kannst. Vergiss bitte nie: 

Es ist schön, dass Du da bist!

Wertvolle Buchempfehlung

Wenn Du Dich tiefer mit dem Thema auseinandersetzen möchtest, empfehle ich Dir das Buch *Trotz allem – Wege zur Selbstheilung für Frauen mit Erfahrung sexueller Gewalt von Ellen Bass und Laura Davis.

Dieser einfühlsame Leitfaden bietet Frauen, die sexuelle Gewalt in der Kindheit erlebten, sowie denen, die sie unterstützen möchten, wertvolle Unterstützung. Die Autoren verbinden persönliche Geschichten mit professioneller Expertise und helfen den Leserinnen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und Heilung zu finden. Mit klaren Erklärungen und praktischen Tipps bietet dieses Werk eine mitfühlende Orientierung für den Weg zurück zu sich selbst.

Quellenverweise: 

Bass, Ellen & Davis, Laura (1990): Trotz allem. Wege zur Selbstheilung für sexuell missbrauchte Frauen, 1. Ausgabe, Berlin

Aktuelle Beiträge

Sexueller Missbrauch Bestandsaufnahme

Missbrauch und Trauma als Chance? Übung mit persönlicher Bestandsaufnahme

Heute möchte ich mit Dir eine Übung teilen, die ich dem Buch „Trotz allem – Wege zur Selbstheilung für sexuell missbrauchte Frauen“ von Ellen Bass und Laura Davis entnommen habe.
 
Mithilfe dieser Übung wirst Du Dir über die Folgen durch sexuellen Missbrauch oder auch anderer Traumatisierungen bewusst. Oft sind die Auswirkungen solch schrecklicher Erfahrungen verheerend und begleiten uns meist unser ganzes Leben lang. Sobald wir jedoch die Kraft und den Mut aufbringen hinzusehen, können wir erkennen, dass wir durch unsere schlimmen Erfahrungen auch Stärken entwickelt haben. Diese Übung wendet sich beiden Seiten zu.
 

Ich lasse Dich an meinen persönlichen Antworten teilhaben (auf dem Stand des Veröffentlichungszeitpunktes) und möchte Dich dazu einladen, die Übung selbst auch durchzuführen. Denn dadurch kannst Du herausfinden, wo Du Dich auf Deinem Weg der Ganzwerdung gerade befindest. Vielleicht wirst Du Dir bewusst, was Du ab sofort loslassen willst und bestimmt findest Du heraus, welchen Fähigkeiten und Stärken Du mehr Aufmerksamkeit schenken willst.

Die Übung

„Schreib auf, wie Du heute noch unter dem Missbrauch leidest. Was trägst Du immer noch mit Dir herum in Bezug auf Dein Selbstwertgefühl, Deine Arbeit, Deine Beziehungen, Deine Sexualität? Wo ist Dein Leben immer noch schmerzhaft, eingeschränkt?

Schreib über die Stärken, die Du infolge des Missbrauchs entwickelt hast. Denk darüber nach, was es Dich gekostet hat zu überleben. Welche Eigenschaften haben Dir geholfen, es zu schaffen? Beharrlichkeit? Flexibilität? Autonomie? Schreibe mit Stolz über Deine Stärken.“ (Ellen Bass & Laura Davis, 2001)

Wie ich noch immer unter den Traumatisierungen und dem sexuellen Missbrauch leide

Auf meinem Weg der Ganzwerdung habe ich bereits große Fortschritte gemacht. Trotzdem ziehen sich die Folgen des sexuellen Missbrauchs in meiner Kindheit weiterhin durch mein ganzes Leben.

Aus Gründen der Übersichtlichkeit wähle ich für diese Übung drei Bereiche aus, die mich aktuell stark beschäftigen, weil ich mehr oder weniger unter ihnen leide: 1.) Bindung und Nähe in Beziehungen, 2.) Umgang mit Kindern und 3.) Sichtbarkeit.

1. Bindung und Nähe in Beziehungen

Nirgends bekomme ich meine eigenen Themen so gut gespiegelt wie im Kontakt mit anderen Menschen. Probleme mit Bindung und Nähe zeigen sich mir einerseits in der Liebesbeziehung zu meinem Freund allgemein sowie auch in unserer Sexualität. Aber auch in Freundschaften werde ich damit konfrontiert.  

Nähe und Bindung in meiner Liebesbeziehung

Zur Zeit lese ich das Buch *Jein! Bindungsängste erkennen und bewältigen. Hilfe für Betroffene und deren Partner von Stefanie Stahl. Dadurch erkenn ich, wie ausgeprägt meine eigene Bindungsangst ist. Außerdem wird mir bewusst, dass ich mir einen Partner ausgesucht habe, der selbst auch Bindungsängste hat. Das macht unsere Beziehung oft zu einer großen Herausforderung.

Ich will nicht sagen, dass ich mit meinem Freund eine toxische Beziehung führe, denn wir beide sind auf dem Weg und arbeiten an unseren Themen. Aber wenn ich ganz ehrlich bei mir selbst schaue, muss ich mir toxische Verhaltensweisen eingestehen, die sich gelegentlich wie folgt äußern:

        • Eskalation von Gefühlen in Gesprächen
        • Verbohrtheit, Unbelehrbarkeit, Uneinsichtigkeit
        • Grenzüberschreitungen und Anmaßungen
        • Zuweisung von Schuldgefühlen
        • Ausübung von emotionalem Druck
        • Abwertung und Kränkung
        • Kontroll- und Eifersucht (wobei nicht mehr so stark)

Ohne es zu beabsichtigen oder bewusst wahrzunehmen, sabotiere ich durch derartige Verhaltensweisen das Entstehen von echter Nähe.

Die Ursache sehe ich mangelnden Vorbildern. Meine Eltern sind zwar bis heute verheiratet, aber ich weiß noch, dass ich mir schon als Kind gewünscht habe, dass sie sich trennen. Ich habe sie nie als Team geschweige denn als liebevolle Partner wahrgenommen. Im Gegenteil, sie stritten viel und gingen sich die meiste Zeit aus dem Weg. Wie kann ich eine liebevolle und nahe Beziehung führen, wenn ich nie gelernt habe, wie so etwas funktioniert?

Bindung und Nähe in Beziehungen

Außerdem erfuhr ich als Kind Nähe selbst nur sporadisch. Ich konnte mich nicht darauf verlassen, sondern musste immer auch damit rechnen, dass z. B. meine Mutter gestresst, abweisend oder wütend auf meine Liebesbekundungen reagierte. Dieses Wechselbad der Gefühle habe ich als Liebe kennengelernt, sodass ich heute unbewusst genau dieses Hin und Her herbeiführe.

Als erwachsene Frau darf ich jetzt lernen, Nähe nicht mehr als Bedrohung wahrzunehmen und neue innere Bilder für meine Liebesbeziehung zu manifestieren, ganz so, wie ich sie mir wünsche.

Sexuelle Nähe

Das Thema Sexualität ist in meiner Beziehung schwierig, auch wenn ich es selbst momentan nicht als Stressfaktor wahrnehme.
Mein Freund wünscht sich jedoch mehr sexuelle Nähe, während ich gut und gerne darauf verzichten kann.

Seit mir der sexuelle Missbrauch in meiner Kindheit bewusst geworden ist, verspüre ich kein Verlangen, obwohl ich das Üben von Slow Sex oft als schön und sinnlich erlebe. Die körperliche Nähe zu ihm gefällt mir sehr. Nur sexuelle Lust stellt sich (noch) nicht wieder ein.

Immerhin fühle ich mich meinem Freund gegenüber inzwischen nicht mehr schuldig oder verpflichtet, sondern kann mich gut von seinen Bedürfnissen abgrenzen. Inzwischen sehe ich das Ganze gelassen und vertraue darauf, dass mein Körper genau weiß, was er tut und braucht. Ich bin sicher, dass sich im Zuge meiner Heilung auch sexuelle Lust ganz natürlich wieder einstellen wird.

Sexualität nach Missbrauch und Heilung - Ganzwerdung

Sexualität nach Missbrauch - Und wie Heilung gelingen kann

In diesem Beitrag teile ich mit Dir, wie die körperlichen und emotionalen Folgen Folgen nach Missbrauch aussehen können und wie Heilung möglich werden kann.

Nähe in Freundschaften

Ein weiterer Aspekt, der mich hin und wieder belastet ist die Angst vor physischer Nähe in Freundschaften. Wenn bei Treffen zur Begrüßung oder Verabschiedung Umarmungen anstehen, löst das in mir großen Stress aus und ich will am liebsten davonlaufen. Ich umgehe die Umarmungen dann gerne, indem ich ein einfaches Hallo oder Tschüss in die Runde rufe. Auch bei Treffen mit einzelnen Freundinnen bin ich manchmal schon vorab unruhig, weil ich weiß, dass eine Umarmung zur Begrüßung ansteht.  

Am schlimmsten ist es, wenn gute Freundinnen in meiner Gegenwart anfangen zu weinen. Aus Filmen und von Erzählungen weiß ich, welche Reaktionen angebracht wären. Umarmungen oder Streicheleinheiten sind für mich jedoch undenkbar. Ich will am liebsten aus solchen Situationen fliehen, weil sie mir so unangenehm sind.

Ich empfinde das als sehr belastend, weil ich mir wünschte, mir einfach gar keine Gedanken machen zu müssen und ganz natürlich mit Berührungen und Umarmungen umgehen zu können. Scheinbar bin ich aber zutiefst verunsichert, wie ich selbst mit dieser Art von Nähe umgehen soll und wie andere sie auffassen.

2. Mein Umgang mit Kindern

Auch mein Umgang mit Kindern ist durch meine traumatischen Erfahrungen beeinflusst. Das bekomme ich seit einiger Zeit durch den 4-jährigen Sohn von meinem Freund zu spüren, den ich bereits seit dem Tag seiner Geburt kenne. Obwohl ich den Kleinen total lieb habe, spüre ich aktuell große Widerstände in mir. Denn er löst Gefühle in mir aus, derer ich mir vorher nicht bewusst war und die mich sehr erschrecken.

Auf der einen Seite komme ich bei ihm oft in Kontakt mit meinem eigenen inneren Kind, sodass ich mich in der Interaktion oft gar nicht als die Erwachsene fühle. Obwohl der Kleine überhaupt nicht so aggressiv und ablehnend ist, wie mein Bruder früher zu mir war, erlebe ich ihn in seinem Spiel häufig als genauso bedrohlich und unberechenbar. Weil ich sofort in einen Kindmodus verfalle, fühle ich mich dem schutzlos ausgeliefert und bin außerstande klare Grenzen zu ziehen. Die Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit und Angst sind für mich dann unerträglich, sodass ich am liebsten die Flucht ergreifen will.  

Folgen von Missbrauch - Umgang mit Kindern

Auf der anderen Seite erlebe ich mich manchmal auf eine Art, die mich sehr an meine Mutter erinnert. Das ist der Fall, wenn der Kleine anfängt zu weinen. Im Nachhinein solcher Situationen bin ich erschrocken darüber, dass ich nicht in der Lage bin, mich ihm einfühlsam zuzuwenden. Stattdessen erstarre ich regelrecht und fühle mich emotional total kalt. Ich will ihm dann sagen, dass er sich nicht so anstellen soll, genau wie es meine Mutter zu mir sagte, wenn ich traurig und verletzt war.  

Es lässt sich nur schwer in Worte fassen, wie massiv und qualvoll diese Erfahrungen für mich sind. Und weil ich in dieser Angelegenheit nicht allein weiter komme, werde ich mir im nächsten Jahr wieder therapeutische Hilfe suchen.

3. Sichtbarkeit nach sexuellem Missbrauch

Der dritte Bereich, der mich aktuell in meinem Leben belastet, ist das Thema Sichtbarkeit. Mit dem Bloggen und Ganzwerdung habe ich endlich etwas gefunden, was mein Herz erfüllt. Zum ersten Mal im Leben habe ich anhaltend Freude an dem, was ich tue. Mein Kopf sprudelt über vor Ideen und Vorhaben, wie ich noch mehr Aufklärungsarbeit zum Thema Trauma leisten kann, um Menschen zu einem selbstbestimmten und erfüllten Leben zu verhelfen. Es ist mein klares Ziel, meine Passion zu meiner Hauptbeschäftigung zu machen. Das setzt aber voraus, dass ich damit auch meinen Lebensunterhalt bestreiten kann und das wiederum erfordert, noch mehr in die Sichtbarkeit zu treten. Eine diffuse Angst hindert mich jedoch an meinen Plänen und Vorhaben.

Erst vor wenigen Tagen habe ich meine 13. Selbstbegegnung in Form einer Aufstellung nach Franz Ruppert diesem Thema gewidmet. Mein Anliegen lautete: Ich will meine Angst vor Sichtbarkeit loslassen.

Es zeigte sich relativ schnell, was die Ursache meiner Angst ist. In meiner Kindheit war meine Sichtbarkeit mit sexuellem Missbrauch innerhalb meiner Familie verbunden. Sichtbar zu sein bedeutete für mich Angst, Scham und nicht ernst genommen werden. Aus diesem Grund habe ich damals verinnerlicht, dass es sicherer ist, mich nicht zu zeigen, mich zu verstecken.

Inneres Kind - sexueller Missbrauch

Und ich habe gelernt, die ganze schmerzliche Geschichte zu verstecken, auch vor mir selbst.
In der Aufstellung flossen viele Tränen, weil ich kindlichen Anteilen von mir selbst begegnet bin, die sich von mir nicht gesehen und ernst genommen fühlen.

Obwohl ich mit Ganzwerdung schon einen riesigen Schritt in die Sichtbarkeit gewagt habe, ist es immer noch eine Herausforderung, bei mir zu bleiben, indem ich immer wieder hinschaue und meine Traumagefühle zulasse, um zu heilen.   

Traumaheilung bedeutet nicht, keine Verletzungen mehr zu haben oder die Folgen von heut auf morgen zu beseitigen. Es bedeutet vielmehr, die Verletzungen nicht mehr über unser Leben bestimmen zu lassen. Und dafür müssen wir den Mut aufbringen, immer wieder hinzuschauen und zu fühlen, wenn wir so weit sind.

Sobald wir uns unserer Traumatisierungen bewusst geworden sind, können wir auch unsere Überlebensmechanismen mehr und mehr aufgeben. Eigenschaften, die bis dahin unserem Überleben gedient haben, können wir dann als Stärken erkennen und konstruktiv einsetzen.

Sexueller Missbrauch - Schritte zur Heilung

Sexueller Missbrauch in der Kindheit - Schritte der Heilung

Wenn Du gerade dein Eindruck hast, dass Dir Dein Leben aus den Händen gleitet oder Du den Boden unter den Füßen verlierst, weil sexueller Missbrauch aus Deiner Kindheit sich in Dein Bewusstsein drängt, soll dieser Beitrag Dir aufzeigen, wie Du Einfluss auf die belastende Situation nehmen kannst.

Welche Stärken habe ich durch die Traumatisierungen und den Missbrauch entwickelt?

Fünfzehn Jahre lang habe ich meine Traumatisierungen und Missbrauchserfahrungen überlebt, indem ich mich mit Drogen und Alkohol betäubt habe und irgendwie versuchte, im Leben klar zu kommen. Das kostete mich wertvolle Lebensjahre. Manchmal frage ich mich, wo ich heute stehen würde, wenn meine Kindheit anders verlaufen wäre.

Weil sich die Vergangenheit jedoch nicht zurückdrehen lässt, ist es zwecklos, mir diese Frage zu stellen. Stattdessen kann ich mich auf den Jetztzustand ausrichten. Wer bin ich heute MIT den Erfahrungen, die ich in der Vergangenheit machen musste? Welche Geschenke erkenne ich heute in meinen Traumatisierungen? Welche Eigenschaften haben mir damals geholfen, die sich heute als wertvolle Stärken und Fähigkeiten erweisen?

Autonomie
Als Kind habe ich nicht die Zuwendung und Nähe erfahren, die ich verdient und gebraucht hätte. Zudem waren die Erfahrungen, die ich mit Nähe machen musste, zutiefst verletzend und verwirrend für mich. Aus diesem Grund habe ich mir früh angeeignet allein zurecht zu kommen. Noch heute höre ich meine Mutter, wie sie mich dafür lobte, dass ich mich so gut allein beschäftigen konnte. Was damals aber eine Notlösung war, kann ich heute als Stärke betrachten. Durch das Alleinsein habe ich gelernt allein Lösungen für meine Probleme zu finden. Heute weiß ich, dass ich alles schaffen kann, wenn ich nur will.  

Optimismus
Um die schrecklichen Geschehnisse meiner Vergangenheit zu überleben, brauchte ich viele Überlebensstrategien. Eine davon war, mein Umfeld zu idealisieren und Kleinigkeiten etwas Positives abzugewinnen. Im Laufe der Zeit wurde daraus die Fähigkeit, die Dinge aus einer optimistischen Perspektive zu betrachten. So gelingt es mir, in allen Geschehnissen seien sie auch noch so schlimm, die Lernaufgaben und Geschenke zu erkennen.

Optimistische Frau

Resilienz & Durchhaltevermögen
Meine gesamte Kindheit hindurch war ich gezwungen, in einem traumatisierenden Umfeld auszuharren. Auch als ich als neunjähriges Mädchen plötzlich in dem angsteinflößenden Umfeld der psychiatrischen Klinik zurechtkommen musste, habe ich mithilfe innerer Ressourcen überlebt. Ich habe mir eine große Widerstandsfähigkeit angeeignet und gelernt, Krisensituationen durchzustehen. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass Resilienz und Durchhaltevermögen Fähigkeiten sind, die mir in vielerlei Lebenslagen zu Gute kommen.  

Achtsamkeit
Um zusätzlichen Gefahren aus dem Weg zu gehen, musste ich als Kind meine Umgebung permanent nach Solchen abscannen. Ich glaube, dass meine sechs Sinne heute deshalb so ausgeprägt sind, weil ich sie früher dazu einsetzen musste, nahende Bedrohungen frühzeitig zu erkennen. Durch diesen Wachsamkeitsmodus habe ich gelernt, Menschen und Situationen aufmerksam zu beobachten. Dabei nehme ich Details wahr, die andere gar nicht bemerken, was mir wiederum ermöglicht, gut auf andere Menschen einzugehen.

Humor
Obwohl auch mein Vater mich auf verschiedene Arten missbraucht hat und ich mich vor ihm gefürchtet habe, wenn er an den Wochenenden betrunken nach Hause kam, war er in meiner Familie mein Anker. Er war der Einzige, der Zeit mit mir verbrachte und viel mit mir rumalberte. Eine seiner stärksten Überlebensstrategien war Spaß und die habe ich mir von ihm abgeschaut. Lange Zeit verhinderte diese Strategie bei mir, dass ich mich selbst ernst nehmen konnte. Aber meine humorvolle Art hat mir im Leben viele Türen geöffnet, sowohl bei Freundschaften als auch im Beruf. Heute nehme ich mich ernst und kann mit Stolz auf meine Fähigkeit blicken, angespannte Situationen aufzulockern und Menschen zum Lachen zu bringen.

Kreativität
Weitere wichtige Überlebensstrategien in meiner Kindheit waren für mich Malen, Basteln und Schreiben. Wenn ich gemalt oder gebastelt habe, konnte ich alles um mich herum vergessen. Ich bin richtig abgetaucht in die Welt meiner Bilder und Kunstobjekte. Später lebte ich meine Kreativität im Schreiben von Tagebüchern, Gedichten, Kurzgeschichten und Jugendromanen. Heute im Schreiben von Blogbeiträgen. Mein kreatives Denken und mein Sinn für Ästhetik sind Stärken, für die ich heute sehr dankbar bin.

Es sind im Leben oft unsere Verletzungen, die uns dazu bringen, in neue Richtungen zu denken und die die Tür zu unserem wahren Selbst zu öffnen. Wir erfahren uns und unsere Gefühle auf einer tieferen Ebene und dürfen in sämtlichen Lebensbereichen neu lernen, sobald wir uns unseren Wunden zuwenden.

Diese Übung hilft Dir nicht nur dabei, den Blick auf die Traumatisierungen zu richten, sondern auch die eigenen Überlebensmechanismen von damals im Jetzt als Stärken zu erkennen.

Wenn es Dir schwerfällt, Fähigkeiten oder Stärken bei Dir zu identifizieren, kannst Du auch die Übung für mehr Selbstwertgefühl auf meiner Für Dich-Seite machen. Sie kostet Dich nur 60 Minuten und wird Dir unmittelbar zu einem besseren Selbstwertgefühl verhelfen!

Viel Freude beim selber Durchführen der Übung!

Schön, dass Du da bist!

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Aktuelle Beiträge

Sexuelle Auszeit

Sexuelle Auszeit – Heilung für Körper, Geist und Sexualität


Wenn Du Unstimmigkeiten in Deinem Sexleben verspürst, kann eine sexuelle Auszeit Dir dabei helfen, alles bisher erlernte zum Thema Sex zu hinterfragen und neu zu erforschen. Dies beeinflusst nicht nur Deine eigene Entwicklung positiv, sondern auch Dein zukünftiges Liebesleben.

Etwa eineinhalb Jahre verzichtete ich auch während einer Partnerschaft vollständig auf Sex, weil dieser mich mit körperlichen und emotionalen Traumagefühlen aus meiner Kindheit in Kontakt brachte. Die Auszeit regte viele Bewusstwerdungsprozesse in mir an und ermöglichte es mir, einen völlig neuen Zugang zu meiner Sexualität zu finden. Auf diese Weise konnte ich nachholen, was mir als Heranwachsende verwehrt wurde. Ich entdeckte Sexualität in meinem Tempo und mit gesunder Neugier neu.

Dieser Beitrag richtet sich in erster Linie an Frauen. Statt den Begriff Partner benutze ich im Text die Bezeichnung Liebster und anstelle von Partnerschaft schreibe ich von Liebesbeziehung, denn gelebte Sexualität bedarf nicht zwangsläufig einer Partnerschaft. Fühle Dich frei, die Bezeichnungen beim Lesen für Dich passend umzuformulieren. 

Was bedeutet sexueller Verzicht?

Sexueller Verzicht oder auch Enthaltsmakeit beschreibt das Unterlassen von bestimmten Handlungen. Im allgemeinen Sprachgebrauch findet häufig auch das Synonym Abstinenz Verwendung. Sexuelle Enthaltsamkeit bezeichnet demnach den bewussten Verzicht von sexuellen Aktivitäten. In erster Linie umfasst sie den Geschlechtsverkehr in meinem Beitrag auch, dass sich selbst berühren.

Wann eine sexuelle Auszeit sinnvoll ist

Wenn wir eine Zeit lang vom Essen fasten, setzt unser Körper Reinigungsprozesse in Gang, die wiederum Energie in uns freisetzen. Auch der Verzicht auf sexuelle Handlungen jeder Art kann eine reinigende und energetisierende Wirkung auf uns haben. Wir können die Phase der Enthaltsamkeit nutzen, um alles erlernte in Bezug auf Sexualität zu hinterfragen und uns unserer Bedürfnisse und Konditionierungen bewusst werden.

Sinnvoll ist der Verzicht auf Sex vor allem dann, wenn Dich eine generelle sexuelle Unlust plagt. Solltest Du Sex als eine Art Verpflichtung wahrnehmen, die es in regelmäßigen Abständen zu erfüllen gilt, um Deinen Liebsten nicht zu verlieren, artet sexuelles Vergnügen schnell in Stress aus. Das tut weder Dir selbst noch Deiner Beziehung gut.

Noch gravierender wird es, wenn die Art und Weise, wie Du Sexualität lebst, Dir widerspricht. Wenn Du Dich dabei unwohl fühlst oder sogar körperliche Schmerzen während oder nach dem Sex hast, dann ist das ein klares Warnsignal Deines Körpers und Du solltest unbedingt damit aufhören.

Es kann auch sein, dass Sex in Dir körperliche und emotionale Traumagefühle oder Erinnerungsblitze hervorruft. Statt dann jedes Mal zu hoffen, dass es beim nächsten Mal wieder funktioniert, pass lieber auf Dich auf, indem Du den Sex beziehungsweise alle Teile, die Dir missfallen, für eine Weile unterlässt.

Weiterhin ist eine sexuelle Auszeit sinnvoll, wenn Sex für Dich zu einer Sucht geworden ist. Jede Form von Sucht versucht immer etwas zu kompensieren. Wenn Du also Deine Begierde nicht im Griff hast, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Du andere Menschen für Deine Zwecke benutzt und mit ihren Gefühlen spielst. Auch Du selbst wirst Verletzungen davontragen, wenn die Gründe für Deine Sexsucht durch das blinde Ausagieren ungesehen bleiben.

Sexualität nach Missbrauch und Heilung - Ganzwerdung

Sexualität nach Missbrauch - Und wie Heilung gelingen kann

In diesem Beitrag teile ich mit Dir, wie körperliche und emotionale Folgen von Missbrauch aussehen können und wie Heilung möglich werden kann.

Sex-Verzicht als Chance für inneres Wachstum

Wenn Du für Dich selbst die Entscheidung getroffen hast, eine Zeit lang enthaltsam zu bleiben, kann sich das förderlich auf Deine Entwicklung sowie auf Dein künftiges Liebesleben auswirken. Denn Sex-Verzicht kann diverse Bewußtwerdungsprozesse anregen, von denen ich hier nur einige nennen möchte:

1. Bestehende Konditionierungen auflösen

a.) Guter Sex erfordert einen Höhepunkt

Einer der weitverbreitetsten Mythen in Bezug auf Sex ist, dass dieser nur dann gut ist, wenn er mit einem Höhepunkt endet. Die Film- und Pornoindustrie fördert diesen Irrglauben, indem sie uns Bilder von Menschen zeigt, die weder Anstrengungen noch Positionen scheuen, um das vermeintliche Ziel zu erreichen. Sex als Hochleistungssport? Klingt anstrengend oder?

Während es für die Fortpflanzung unumstritten einen Samenerguss beim Mann braucht, setzt guter Sex diesen aber nicht zwangsläufig voraus. Im Gegenteil, das Ansteuern eines Ziels beim Liebemachen kann Leistungsdruck erzeugen, der dann zur Ursache für sexuelle Unzufriedenheit bei Männern und Frauen werden kann.

Wenn wir schaffen, diese Konditionierung aufzulösen, kehren Entspannung und Bewusstheit in unsere Schlafzimmer ein. Wir können dann das gemeinsame Sein im Jetzt absichtslos genießen, statt so schnell wie möglich zum Ende kommen zu wollen.

Enthaltsamkeit zur Traumaheilung

b.) Sex ist das, was wir darüber gelernt haben

Laut einer Umfrage des Informationszentrums für Sexualität und Gesundheit (ISG) würden über 80 % der Frauen gern etwas an ihrem Sexleben verändern. Obwohl also so viele Frauen unzufrieden sind, haben sie weiterhin Sex. Warum ist das so?

Hast Du Dich schon mal gefragt, warum Du überhaupt mit anderen Menschen schläfst? Tust Du es, weil es Dich glücklich macht oder einfach, weil es alle machen? Oder hast Du Dich mal mit der Frage beschäftigt, was Sex für Dich ganz persönlich bedeutet, fern ab von dem, was Du darüber gelernt hast?

Durch die Beantwortung folgender Fragen kannst Du versuchen, alles bisher gelernte in Bezug auf Sex erstmals über Board zu werfen und herausfinden, was er für Dich bedeutet.

    • Woher stammt überhaupt Dein Wissen über Sex?
    • Warum schläfst Du eigentlich mit anderen Menschen?
    • Welchen Stellenwert hat Sex in Deinem Leben und warum?
    • Was macht (guter) Sex für Dich aus?
    • Hat er für Dich Vorgaben oder Begrenzungen? Wenn ja, welche?
    • Verfolgt Sex ein Ziel oder ist die physische Nähe zweier Menschen bereits das Ziel?
    • Wie möchtest Du Sexualität von jetzt an leben und vor allem wie möchtest Du Dich dabei fühlen?

Sei Dir im Klaren darüber, dass Du die Schöpferin Deines Lebens bist. Du kannst jeden Tag frei wählen, wie Du Deine Sexualität leben möchtest!

c.) Sexuelle Konditionierungen in Folge von Traumata

Wurden wir als Kinder auf irgendeine Weise sexuell traumatisiert, sind unsere Verknüpfungen im Zusammenhang mit Sexualität mit großer Wahrscheinlichkeit verworren.

Vielleicht wurde uns vermittelt, dass Nacktheit und Sexualität Tabuthemen sind, für die wir uns schämen müssen. Womöglich wurden wir beschimpft, wenn wir uns an unseren Genitalien berührt haben, sodass wir uns bis heute schuldig fühlen, wenn wir das tun.

Kam es zu sexuellen Übergriffen, hat unser Körper eventuell automatisiert alle Empfindungen betäubt. Es ist dann gut möglich, dass er auf sexuelle Berührungen auch heute so antwortet wie damals und wir Sex nicht als genussvoll erleben können. Vielleicht hat unser Körper damals aber auch mit Lust oder sogar einem Orgasmus reagiert, obwohl unser Kopf das gar nicht wollte. Gefühle von Lust und Erregung können dann nicht getrennt von Scham und Ekel erfahren werden.

Als Heranwachsende hatten wir nicht die Möglichkeit, Sexualität neugierig in unserem eigenen Tempo zu erforschen, weil sie uns viel zu früh von älteren Kindern oder Erwachsenen aufgezwungen wurde. Womöglich sogar von Menschen, die wir eigentlich liebten. Auf diese Weise konnten wir nicht lernen, Liebe und Nähe unabhängig von Angst, Wut oder Schuld zu fühlen.

Sexuelle Unzufriedenheit

In der Enthaltsamkeit erkennen wir eventuell sogar, dass wir mit der bisher unbewusst ausgelebten Sexualität unser Trauma selbst immer wieder reinszeniert haben. Zum Beispiel wenn Gewalt beim Sex Erregung in uns hervorruft, nachdem wir als Kind sexuelle Gewalterfahrungen machen mussten.

Derartige Erkenntnisse mögen zunächst erschreckend und beschämend sein, jedoch ist nur durch die Bewußtwerdung ein Wandel möglich. Mithilfe einer sexuellen Auszeit kannst Du Deine Konditionierungen erkennen und auflösen, indem Du Dich in Deinem Tempo an das Thema Sexualität herantastest.

Heilung von sexuellem Trauma ist möglich und Du musst den Weg nicht alleine gehen. Scheue Dich also nicht davor, Dir therapeutische Unterstützung zu suchen. Vielleicht sogar gemeinsam mit Deinem Liebsten.

Buchtipp 1:

Ein Buch, dass Dir dabei hilft, die Ursachen Deiner Probleme zu begreifen und Sexualität wieder als kreative Kraft zu erleben: *Liebe, Lust und Trauma: Auf dem Weg zur gesunden sexuellen Identität von Dr. Franz Ruppert (2019). 

2. Deine Bedürfnisse wahrnehmen

Ohne uns dessen bewusst zu sein, reagieren wir häufig mit dem Wunsch nach Sex, um uns bestimmte unbewusste Bedürfnisse zu befriedigen. So kann es passieren, dass wir eigentlich ein Bedürfnis nach liebevoller Aufmerksamkeit haben, welches wir mithilfe von Sex zu erfüllen versuchen. Wenn wir traurig sind, sehnen wir uns vielleicht nach einer Umarmung und der Möglichkeit unseren Tränen freien Lauf zu lassen. Stattdessen kompensieren wir aber unsere Gefühle durch sexuelles Verlangen.
Die Unbewusstheit Deiner eigenen Bedürfnisse birgt somit auch die Gefahr, dass Du Sex als Überlebensmechanismus benutzt.

Im Rahmen einer sexuellen Auszeit kannst Du Dich eingehend mit Deinen eigenen Bedürfnissen befassen. Du kannst Dir die Frage stellen, welche Bedürfnisse Du bisher versucht hast, mit Sex zu erfüllen und prüfen, ob diese womöglich anderweitig besser erfüllt werden können. Du lernst, Deine Deine Bedürfnisse klarer zu erkennen, auszudrücken und sie Dir selbst zu erfüllen oder gegebenenfalls erfüllen zu lassen. Sex kann so zu einer ganz neuen Erfahrung werden, weil wir ihn nur noch haben, wenn wir wirklich ein Bedürfnis danach haben.

Buchtipp 2:

Bei der Erforschung Deiner Bedürfnisse in Bezug auf Sex kann Dich das Buch *Liebe würde Slow Sex machen – Sex, der Frauen und Männer wirklich glücklich macht von Yella und Samuel Cramer (2019) wirkungsvoll unterstützen.

 

3. Eigene Werte und Grenzen kennenlernen

Durch eine bewusst gewählte Enthaltsamkeit kann es sein, dass wir mit unserem eigenen Wertethema in Kontakt kommen. Womöglich spüren wir, dass wir uns wertlos fühlen, wenn wir unserem Liebsten nicht geben können, was er sich wünscht. Es kann Angst machen, wenn wir auf den tief sitzenden Glauben stoßen, dass unser Liebster nur aufgrund des Sexes mit uns zusammen ist. In diesem Zusammenhang werden wir auch mit unserer Fähigkeit konfrontiert, Grenzen zu setzen. Schaffen wir es, bei uns zu bleiben und auf unsere Bedürfnisse zu achten? Oder missachten wir uns, indem wir uns von unseren Ängsten leiten lassen?

So erschreckend die aufkommenden Erkenntnisprozesse auch sein mögen, sie sind wertvoll und wichtig. Sie zeigen uns, wo wir stehen und das bestimmte Themen wie Selbstliebe oder die eigene Identitätsfindung Zuwendung brauchen.

Im Idealfall beginnen wir zu begreifen, dass unser Liebster auch bei uns bleibt, wenn wir nicht mit ihm schlafen. Wir lernen zu verstehen, dass wir mehr sind als nur unser Körper. Gerade nach sexuellem Missbrauch kann diese Erfahrung enorm gewinnbringend sein.

Herausforderung für Deine Liebesbeziehung

Wenn Du irgendeine Form von Liebesbeziehung führst und Deinem Liebsten mitteilst, dass Du eine Zeit lang auf Sex verzichten möchtest, kann das zu einer großen Belastungsprobe für Euch werden. Es ist ganz wichtig, dass Du Deinen Standpunkt klar und offen kommunizierst. Genauso wichtig ist es, dass Du den Standpunkt Deines Liebsten berücksichtigst. Denn das Thema Sex bedarf in Liebesbeziehungen großer Sensibilität und Achtsamkeit.

Offene und ehrliche Kommunikation

Wichtig ist, offen und ehrlich mit dem Thema umzugehen, damit Dein Liebster Dich verstehen kann. Trau Dich offen Deine Gefühle und Absichten zu kommunizieren und mitzuteilen, warum dieser Schritt für Dich notwendig ist. Du hast das Recht, Deine Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken und danach zu leben. Lade Deinen Liebsten dazu ein, genauso offen und ehrlich mitzuteilen, was in ihm vorgeht. Durch ein authentisches und transparentes Miteinander könnt ihr gemeinsam Lösungen finden.

Elemente der Gewaltfreien Kommunikation von Marshall Rosenberg können hilfreich sein, um solch ein emotional besetztes Thema möglichst konfliktfrei zu besprechen.

Verständnis für Deinen Liebsten aufbringen

Es ist gut möglich, dass Dein Wunsch für Deinen Liebsten sehr unerwartet kommt. Er ist bisher vielleicht zufrieden mit Eurer Sexualität und fühlt sich jetzt darum beraubt. Irritation, Wut und Traurigkeit können genauso auftreten wie Schuld und Schamgefühle. Womöglich gibt er sich die Schuld an Deiner Entscheidung oder fühlt sich in seinem Selbstwert gekränkt. Du bist natürlich nicht verantwortlich für seine Gefühle, solltest aber dennoch Verständnis für seine Situation aufbringen.

Gemeinsam Enthaltsam

Wenn Ihr Euch beide auf die sexuelle Auszeit einlasst, kann das Eure Liebesbeziehung auf eine neue Ebene katapultieren. Ihr habt die Möglichkeit, Euch und Eure Bedürfnisse noch besser kennenzulernen und gemeinsam herauszufinden, wie Ihr Sexualität in der Zukunft verstehen und leben möchtet.

Enthaltsamkeit als Schlüssel

Sobald Du soweit bist, könnt Ihr zusammen Neues ausprobieren und das kann ein spannender und aufregender Prozess für Euch sein. Slow Sex und Tantra sind zum Beispiel Ansätze, die einen ganz neuen Zugang zur Sexualität ermöglichen. Eine bewusst gelebte Sexualität kann dann sogar wesentlich zu Deiner Traumaheilung beitragen.

Buchtipp 3:

Erfahre durch dieses Buch, wie Du Dich beim Liebemachen nicht mehr anstrengen musst, weil Dein Körper mithilfe von Slow Sex alles von selbst tut: *Zeit für Liebe: Sex, Intimität und Ekstase in Beziehungen von Diana Richardson (2013)  

Wenn sich herausstellt, dass Dein Liebster nicht bereit ist, eine Zeit lang vollkommen auf Sex zu verzichten, muss das noch immer nicht das Aus für Eure Liebesbeziehung bedeuten. Vielleicht sind gewisse Kompromisslösungen für Euch beide möglich. Sprecht offen und ehrlich miteinander und sucht Euch gegebenenfalls auch therapeutische Unterstützung.

Für mich war der Sex-Verzicht damals eine Notwendigkeit, die sich als riesen Geschenk entpuppte. Meine Sexualität ist zwar noch nicht vollständig geheilt, aber durch die bewusste Enthaltsamkeit habe ich sehr viel über mich und meine Bedürfnisse gelernt und das Thema ganz neu entdeckt. 

Auch für Dich kann eine zeitweise Enthaltsamkeit zu einer befreienden und erkenntnisreichen Entdeckungsreise werden, sofern Sex für Dich zu einem Stressfaktor geworden ist oder Du generell unzufrieden damit bist. Sei Dir gewiss, dass mit Dir alles in Ordnung ist, auch wenn Du phasenweise keine Lust auf Sex hast. Lerne Dir und Deinem Körper vertrauen und erlaube Dir nur zu tun, was Du wirklich vom ganzen Herzen möchtest. 

Buchtipp 4:

Im Jahr 2022 entdeckte ich dieses revolutionäre Buch, was mir zu einem tiefen Verständnis über die Individualität unserer sexuellen Bedürfnisse verhalf: *Finde Deine sexuelle Kraft – Die Elemente der Ekstase von Ilan Stephanie (2022)

Wie geht es Dir bisher mit Deinem Liebesleben? Hast Du Dir schon einmal eine sexuelle Auszeit erlaubt? Hinterlasse gerne einen Kommentar und lass mich an Deinen Erfahrungen teilhaben oder teile den Beitrag mit Menschen, die davon profitieren können!

Schön, dass Du da bist!

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